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Kim Jon-uns Schwester Kim Yo-jong in einem Fernsehbericht eines südkoreanischen Fernsehsenders.

Foto: AP Photo/Ahn Young-joon

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un baut seine Familienherrschaft aus. Er hat dazu seine jüngere Schwester Kim Yo-jong nun auch offiziell an Bord geholt. Erstmals bestätigte Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA, dass die 27-Jährige die Position einer stellvertretenden Abteilungsleiterin in der regierenden Koreanischen Arbeiterpartei (WPK) bekleidet. Die Personalnachricht zeigt eine weitere Konsolidierung der Macht des 31-jährigen Jungdiktators über sein Land an. Sie war den Nachbarstaaten China, Südkorea und Japan so wichtig, dass sie alle in Sondermeldungen darüber berichteten. Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua titelte: "Schwester des nordkoreanischen Führers als höhere Parteioffizielle enthüllt."

Nordkoreas KCNA dagegen versteckte die Nachricht ganz am Ende eines auffallend langen Berichts über den Besuch Kims in den "26. April Filmstudios für Trickfilme." Dort habe der Liebhaber von Cartoons, der bald nach seiner Amtsübernahme bei einer Musikshow zu Ehren von ihm tanzende Disneyfiguren wie Micky Maus auftreten ließ, dem Studio zukunftsweisende Ratschläge erteilt. So wies er es an, verstärkt zu digitalisieren und so der "Revolution und Aufbau des Landes Flügel zu verleihen". Kim setze damit die Tradition seines Großvater und Ersten Präsidenten Nordkoreas, Kim Il-sung, fort, der die Studios 1957 gründete, und auch die seines Vater und zweiten Herrschers Kim Jong-il. Unter dessen Anleitung wurden die Ateliers weltweit bekannte Cartoonproduzenten.

Zusammenhang mit Hinrichtung seines Onkels

Kims Ausbau der Familienstruktur in Nordkoreas Führung erfolgt vor dem Hintergrund, dass er im vergangenen Jahr seinen Onkel Jang Song-thaek hinrichten ließ. Seither wurde auch dessen Frau Kim Kyong-hui, die mächtige Schwester seines Vaters, nicht mehr gesehen. Außerdem rätselte die Welt, wie es um Kims Gesundheit steht. Der zweite Nachfolger in der Familiendynastie verschwand vermutlich für eine Fußoperation 40 Tage aus der Öffentlichkeit. Danach trat er nur mit einer Gehhilfe auf.

Mit der Schwester an seiner Seite, mit der er nach Angaben von Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap zusammen aufwuchs und als Schüler auf Schweizer Internate ging, steht er nun wieder und inzwischen ohne Stock fest auf den Beinen. Sie soll, wie Chinas Xinhua meldete, an Pjöngjangs Kim-Il-sung-Universität Englisch und Französisch studiert haben. Sie habe ihren Bruder immer wieder auf seinen Inspektionsreisen begleitet, wie auf vielen Fotos erkennbar gewesen sei. Xinhua schreibt: "Doch jetzt ist es das erste Mal, dass sie offiziell mit ihrer Position in der Führung vorgestellt wurde." (Johnny Erling aus Peking, derStandard.at, 27.11.2014)