Rom - "Costa Concordia"-Kapitän Francesco Schettino hat die Hauptschuld an dem Untergang des Kreuzfahrtschiffes abermals der Besatzung zugewiesen. Es sei fast gelungen, das Auflaufen auf einen Felsen zu verhindern, sagte er Medienberichten zufolge am Samstag vor dem Gericht in Grosseto.

"Stellen Sie sich vor, was mit nur 30 Sekunden mehr Zeit hätte gemacht werden können, wenn man mir alle Informationen gegeben hätte", zitierte ihn die Zeitung "Il Tirreno". Die Staatsanwaltschaft wirft Schettino vor, das Schiff kurz nach dem Unfall am 13. Jänner 2012 in Panik in einem Rettungsboot verlassen zu haben, obwohl noch Hunderte Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord waren. Der 54-Jährige ist wegen fahrlässiger Tötung in mehreren Fällen angeklagt. 32 Menschen waren damals ums Leben gekommen.

Schon mehrfach erhob Schettino den Vorwurf gegen seine Besatzung, sie habe ihm in den dramatischen Minuten notwendige Informationen vorenthalten. Er sei bereit, "einen Teil der Verantwortung zu übernehmen, aber nur einen Teil", sagte er am Samstag.

Staatsanwaltschaft sieht Schuld bei Schettino

Für die Staatsanwaltschaft ist Schettino der Hauptverantwortliche. Nach dem von ihm veranlassten und misslungen Manöver soll der Kapitän völlig den Kopf verloren haben. Demnach hatte er die Evakuierung viel zu spät veranlasst, sich dann selbst gerettet und die Menschen an Bord ihrem Schicksal überlassen.Schettino drohen 20 Jahre Haft.

Der Mammutprozess gegen ihn, der vor eineinhalb Jahren begann, steht indes vor dem Abschluss. Laut "Il Tirreno" war Schettino am Samstag zum letzten Mal im Zeugenstand. Die Schlussplädoyers von Verteidigung und Anklage sind demnach für Jänner vorgesehen. (APA, 13.12.2014)