Infektionsbiologin Riem Gawish erhielt das L'Oréal-Stipedium "For Women in Science".

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Riem Gawish wollte immer einen Job, in dem nie Routine aufkommt. Fündig wurde sie in einem Forschungsprojekt im Bereich Infektionsbiologie. In ihrer Dissertation erforscht sie die Mechanismen bei einer Sepsis - besser bekannt als Blutvergiftung.

Am Beispiel der Leber will Gawish herausfinden, warum und wie Organversagen als Komplikation der schweren Blutvergiftung auftritt und welche Zellen daran beteiligt sind. Bisher kann das Organversagen bei einer Sepsis - abgesehen von Antibiotikatherapie - nicht behandelt werden.

Gawish orientiert sich dabei an Ruslan Medzhitov, einem renommierten Immunbiologen aus Yale, der das Konzept der "Disease Tolerance" beschrieben hat. Neben den Mechanismen "Vermeidung" und "Resistenz", ist "Toleranz" eine weitere grundlegende Strategie von Organismen im Umgang mit Keimen. Das Besondere an Toleranzmechanismen ist: Sie verbessern den Gesundheitszustand unabhängig von der Bakterienanzahl im Körper.

Vier Jahre arbeitet Gawish schon im Doktoratskolleg "Cell Communication in Health and Disease" mit Leberzellen im immunologischen Gefecht mit sogenannten gramnegativen Bakterien. Die Gramfärbung ist ein wichtiges Diagnoseinstrument in der Mikrobiologie, die es ermöglicht, Bakterien abhängig vom Aufbau ihrer Zellwand in zwei große Gruppen zu unterteilen: Grampositive Bakterien besitzen eine wesentlich dickere Schutzhülle als gramnegative Bakterien.

Ihre Arbeit ist Teil der interdisziplinären Grundlagenforschung am Research Center for Molecular Medicine der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) und zugleich auch an der Med-Uni Wien angesiedelt.

Zuletzt holte sich Gawish in einem Speziallabor für Leberfibrose an der University of Newcastle in England wissenschaftlichen Input. Das L' Oréal-Stipendium "For Women in Science" ermöglicht ihr nun binnen acht Monaten, ihr Projekt abzuschließen. Das Stipendium wird in Kooperation von L'Oréal Österreich mit der österreichischen Unesco-Kommission und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen in der Medizin, den Naturwissenschaften oder der Mathematik vergeben und wird vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft finanziert.

Während des Diplomstudiums schnupperte sie in viele Labors hinein und lernte viele Techniken und Führungsstile kennen. Vor dem Studium absolvierte die Tochter eines Ägypters und einer Vorarlbergerin den Umwelttechnikzweig in der HTL Rosensteingasse in Wien, war aber zunächst unsicher, ob eine Grafik- oder eine Chemieausbildung zu bevorzugen wäre. Schließlich inskribierte sie neben Molekularbiologie noch für Philosophie, Journalismus und Content-Management.

Nach dem Doktorat will die 31-jährige Wienerin in der Forschung bleiben, sie verlässt sich dabei eher auf Gelegenheiten, die sich spontan ergeben, als vorausschauende Planung. "Bisher ist immer eine interessante Tür aufgegangen, wo ich hineingehen wollte."

In ihrer Freizeit ist sie gern sportlich aktiv: Sie geht klettern und macht Yoga. Oder sie spielt Tarock mit Freunden. (Astrid Kuffner, DER STANDARD, 17.12.2014)