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Beinahe sieht es so aus, als könne es Andrea Accomazzo kaum glauben, dass "Rosetta" ihre Ziel punktgenau erreicht und das Mini-Labor "Philae" abgesetzt hat. Der ehemalige Testpilot und ESA-Flugdirektor der Kometenmission zählt laut "Nature" zu den zehn wichtigsten Menschen der Wissenschaft im Jahr 2014.

Foto: APA/EPA/FRANK RUMPENHORST

London - Wie immer, wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, wird von den großen Wissenschaftsmagazinen Rückschau gehalten und Bilanz gezogen. Das britische Fachblatt "Nature" tut dies in Form einer Top-Ten-Liste der für die Wissenschaft wichtigsten Menschen des Jahres 2014.

Unter den Gekürten befindet sich auch jener Mann, der dafür gesorgt hat, dass die ESA-Sonde "Rosetta" während ihrer 6,4 Milliarden Kilometer langen Reise zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko auf Kurs blieb und das Mini-Labor "Philae" auf "Tschuri" absetzen konnte: Der Flugdirektor der Kometenmission Andrea Accomazzo.

"Es ist wie die Besteigung eines Achttausenders, von der man lebend zurückkehrt. Man muss viel trainieren, und es dauert Jahre", zitiert "Nature" den ehemaligen Testpiloten. Mitte November war das Mini-Labor nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen "Tschuri" gelandet, ein weltweit mit Spannung verfolgtes Ereignis, das bisher in dieser Form einmalig war.

Zu den wichtigsten Menschen der Wissenschaft zählt "Nature" für 2014 außerdem, ohne besondere Reihenfolge:

  • den Ebola-Arzt Sheik Humarr Khan aus Sierra Leone, der den Kampf gegen die verheerende Epidemie mit dem eigenen Leben bezahlte. Als die Krankheit in Afrika ausbrach, habe der Infektionsmediziner seine Pläne verworfen, im Ausland zu unterrichten, und sei stattdessen in seiner Heimat geblieben, um Ebola-Kranke zu behandeln und die Mutationen des Virus zu erforschen. Am 29. Juli starb der Arzt selbst an der Infektion.

  • den 29 Jahre alte Pete Frates aus den USA, der als Erfinder der Ice-Bucket-Challenge gilt. Die Kampagne, bei der sich Menschen selbst einen Kübel Eiswürfelwasser über den Kopf gegossen haben, hatte in sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube und Twitter extrem erfolgreich um Aufmerksamkeit und Spenden für die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) geworben, an der Frates selbst leidet. Den ursprünglichen Aufruf hatte der heute gelähmte ehemalige Baseballspieler im August mit Hilfe einer Spezialsoftware über Augenbewegungen diktiert.

  • die japanische Augenärztin Masayo Takahashi, die den ersten Einsatz sogenannter induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS-Zellen) bei einem Menschen geleitet hat. Takahashis Team implantierte die rückprogrammierten Zellen, in die Mediziner weltweit große Hoffnungen für eine maßgeschneiderte Stammzelltherapie setzen, in die Netzhaut einer Patientin, die an altersbedingter Makuladegeneration erkrankt ist. Ob der Einsatz gegen die Augenkrankheit erfolgreich ist, wird erst ein Jahr nach der Transplantation vom September feststehen.

  • die in Indien geborene Ingenieurin Radhika Nagpal, die am Massachusetts Institute of Technology in den USA Schwärmen von Robotern beigebracht hat, miteinander zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten wie soziale Insekten. Ihre 1024 sehr einfachen "Kilobots" können sich selbst in zweidimensionalen Formationen wie etwa einem Stern organisieren.

  • den Chef der indischen Raumfahrtorganisation ISRO, Koppillil Radhakrishnan, der die erste erfolgreiche Marsmission seines Landes geleitet hat. Die indische Sonde "Mangalyaan" war am 24. September in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten eingeschwenkt.

  • die iranische Mathematikerin Maryam Mirzakhani, die 2014 als erste Frau die renommierte Fields-Medaille gewonnen hat, oft als Nobelpreis für Mathematik bezeichnet. Sie arbeitet in den USA.

  • den US-amerikanischen Astrophysiker David Spergel, der auf Unstimmigkeiten in den umstrittenen Indizien für sogenannte Gravitationswellen hingewiesen hat.

  • den Strukturbiologen Sjors Scheres, der eine Elektronenmikroskop-Analysetechnik für Biomoleküle verfeinert hat.

  • die US-Krebsforscherin Suzanne Topalian, die der Immuntherapie gegen Krebs vom Labor in die Praxis verholfen hat. (APA/red, derStandard.at, 17.12.2014)