Budapest/Wien - Ungarns Premier Viktor Orban bestätigt, dass er strategische Gespräche mit der Erste Group geführt hat. Darüber hatte davor Kanzleramtsminister Janos Lazar in einem Interview mit dem "Figyelö" berichtet. Grundsätzlich wolle Ungarn seine Kooperation vor allem mit den österreichischen Banken ausbauen. Erste Bank und Raiffeisen seien strategische Verbündete, sagte Lazar dem "Figyelo" vom Donnerstag.

Diese Worte unterscheiden sich deutlich von dem bislang eher harschen Ton der Regierung gegenüber ausländischen Banken. Allerdings hatte Orban zuletzt schon eingeräumt, dass die Belastung der Banken in Ungarn ungewöhnlich hoch sei, und eine Lockerung angedeutet. Orban habe Gespräche mit Erste-Chef Andreas Treichl geführt, sagte Lazar laut dem Bericht, ohne Details zu nennen.

"Der Ministerpräsident hat mich danach gebeten, (...) einen gemeinsamen Vorschlag für ein Abkommen vorzulegen. Die Erste Bank hat strategische Ziele in Ungarn, sie wird hier als starkes Finanzinstitut betrachtet, und das erfordert eine besondere Beachtung." Die Situation mit der Raiffeisen-Bank sei etwas anders, Ungarn wolle aber auch mit ihr zu einer Übereinkunft über die künftige Zusammenarbeit kommen.

Neuorganisation der MKB-Bank

In einer Pressekonferenz am Donnerstag kündigte Orban an, dass die rechtskonservative Regierung die MKB-Bank stärken und neu organisieren will. Die ungarische Notenbank (MNB) solle dabei helfen. An der Pressekonferenz nahm auch Notenbank-Gouverneur Györyg Matolcsy teil. Die MKB ist die ungarische Tochter der BayernLB, die für 55 Millionen Euro an den ungarischen Staat verkauft wurde. Die Finanzspritze soll von der ungarischen Notenbank kommen, die aufgefordert wurde, die MKB zu unterstützen und deren Portfolio zu säubern. Regierung und Notenbank seien sich einig, dass die MKB zu einer der größten und stärksten Banken des Landes werden müsse.

Laut Orban hat die Regierung die Lage des Bankensystems untersucht, das einer Stärkung bedürfe. Der Ausschluss von Fremdwährungskrediten aus dem Bankensystem sei eine gute Entscheidung gewesen, ebenso das Gesetz über die fairen Banken. Nun solle der Finanzsektor von den "schlechten Instituten gesäubert werden". Das Ziel sei erreicht worden, da sich mehr als 50 Prozent des ungarischen Bankensystems in ungarischem Besitz befänden. (APA, 18.12.2014)