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Das Urteil gegen George Stinney jr. wurde nun von einem Bezirksgericht in den USA aufgehoben.

Foto: REUTERS/South Carolina Department of Archives and History/Handout

Zwölf weiße Männer brauchten im Jahr 1944 nur eine Viertelstunde, um den 14-jährigen George Stinney jr. für schuldig zu befinden. Sie bildeten die Jury in dem Prozess gegen den schwarzen Jugendlichen, der zwei weiße Mädchen in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat South Carolina ermordet haben sollte. Kurz darauf wurde Stinney auf den elektrischen Stuhl gesetzt, gestützt mit einem Telefonbuch, weil er zu klein war. Die Maske auf seinem Kopf war ihm dabei zu groß, sodass sie während des ersten Stromschlags verrutschte. Das Bild des ängstlichen Gesichts mit Tränen in den Augen ging damals durch die Medien.

Der 14-Jährige war unschuldig. Seine Verurteilung "basierte auf zahlreichen und schwerwiegenden Fehlern und Unterlassungen, die Stinneys Rechte während des Prozesses grundlegend aberkannten": So begründete Bezirksrichterin Carmen Mullen diese Woche ihr Urteil über den Fall, der neu aufgerollt wurde. Die Richterin nannte das Verfahren gegen den Jugendlichen "eine große Ungerechtigkeit". Der Name von Stinney wurde wieder reingewaschen. Das war es, was seine Familie mit der Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen wollte.

Historiker brachte Fall ins Rollen

Seit Jahren hatte die Familie Stinney versucht, das Urteil gegen George aufheben zu lassen. Doch erst die Recherchen eines lokalen Historikers zu dem Thema brachten eine Anwaltskanzlei im Jahr 2013 dazu, sich des Falles anzunehmen. Die Vorwürfe sind gravierend.

Als die Polizisten den Burschen verhafteten, waren seine Eltern nicht zu Hause. Sie durften ihn erst nach dem Prozess wiedersehen. Das Geständnis soll erzwungen worden sein. Hatte es jemals eine schriftliche Aufzeichnung gegeben, so ist sie verschwunden. Die beiden Schwestern des Verurteilten hatten außerdem ausgesagt, dass sie am Tag der Morde mit ihrem Bruder unterwegs waren. Die Aussagen wurden vor Gericht nicht verlesen.

Die Leichen der beiden Mädchen wurden in einem Bach gefunden – in dem Teil der Stadt, in dem ausschließlich Schwarze wohnten. Ihre Schädel waren eingeschlagen. Es war aber zu wenig Blut um den Tatort, deshalb sollen sie woanders ermordet und später an der Fundstelle abgelegt worden sein. Es gab keine Beweise, dass Stinney der gesuchte Mörder war, außer des Geständnisses und des Umstands, dass er die beiden Mädchen am Tag zuvor auf der Straße gesehen hatte.

Jüngster Hingerichteter im 20. Jahrhundert

Angehörige der beiden Mordopfer von damals glauben laut amerikanischen Medienberichten noch immer an die Schuld von Stinney, sind sich aber nicht einig, ob die Todesstrafe angebracht war. Der 14-Jährige war der jüngste Verurteilte, der im 20. Jahrhundert in den USA hingerichtet wurde. (bbl, derStandard.at, 19.12.2014)