In der Wiener Seestadt Aspern wird ordentlich gebaut. Die ersten Bewohner sind schon eingezogen. Ob auf dem Areal auch ein Spitzensportzentrum realisiert wird, soll in den kommenden Tagen feststehen.

Foto: Lukas Lang

Wien - Die Initiatoren bezeichnen das Vorhaben als "Jahrhundertprojekt". Der Begriff wird zwar inflationär gebraucht, ist in diesem Fall aus sportlicher Sicht und für österreichische Verhältnisse aber nicht aus der Luft gegriffen: In der Seestadt Aspern soll nahe der Wiener U2-Endstation auf 160.000 Quadratmetern ein riesiges Kompetenzzentrum für Spitzensport entstehen.

Die "Aspern Sports Area" (ASA) soll nach ihrer Realisierung nicht nur zahlreiche In- und Outdoor-Sportstätten für Spitzensportler bieten, sondern auch Heimat für Sportorganisationen sowie für universitäre Forschung, Wissenschaft und Sportmedizin werden. Das alles ist seit Monaten der Homepage aspern-sports-area.at zu entnehmen - DER STANDARD berichtete.

Der Informationsfluss über den Stand der Vorarbeiten für das Megaprojekt ist seither aber mehr als dürftig. Bedeckt halten sich die Verantwortlichen auch über die Investoren im Hintergrund. Immerhin soll das Vorhaben laut Schätzungen bis zu 200 Millionen Euro kosten.

Es sieht Trainingszentren für Fußball, Turnen, Leichtathletik und Schwimmen vor. Dazu kommt eine Multifunktionshalle und ein rund 100 Meter hoher ASA-Tower, in dem Büroräumlichkeiten von Sportorganisationen untergebracht werden sollen.

Mit Investoren in "Endverhandlungen"

Laut Homepage steckt hinter der ASA die gleichnamige Privatstiftung. Vorsitzende ist die Sportwissenschafterin Michaela Gawrilowicz, im Vorstand sitzen auch Rechtsanwalt Nikolaus Vavrovsky sowie Wolfgang Eisenhut. Im STANDARD-Gespräch sagt Vavrovsky, dass man mit einer international tätigen Investorengruppe "in Endverhandlungen" sei. Namen will er noch keinen nennen. Nur so viel: "Der Investor ist ein Profi in der Sportstättenplanung."

Vavrovsky räumt Verzögerungen bei den Verhandlungen ein. Ein ursprünglich angepeilter Termin zur Präsentation des Projektes im November oder Dezember sei nicht zu halten gewesen. Dennoch laufe "alles auf Schiene. Wir sind sehr, sehr zuversichtlich. Unsere Gesprächspartner sind keine Phantome, sie existieren wirklich. Aber internationale Konzerne ticken nun mal anders." Ein Besuch von Entscheidungsträgern der Investorengruppe in Aspern wurde geplant.

Frist läuft "sehr bald" ab

Bei den zuständigen Stellen im Stadtentwicklungsgebiet Aspern ließ die ASA Privatstiftung vor Monaten drei Baufelder für die Aspern Sports Area reservieren. Mit der Vormerkung geht eine Verpflichtung einher, sich in einem vorher festgesetzten, kurzen Zeitraum für die Grundstücke zu entscheiden. Ansonsten werden die Baufelder auch weiteren Interessenten angeboten, eine Reservierung ist für die ASA dann nicht mehr möglich. Laut der Wien 3420 Aspern Development AG läuft diese Frist "sehr bald" ab. Ein konkreter Zeitpunkt wird nicht genannt. Es ist aber anzunehmen, dass die Entscheidung der ASA Privatstiftung in den kommenden Tagen gefällt werden muss.

Bund und Stadt nur lose eingebunden

Bund und Stadt sind in das rein private Projekt bislang nur sehr lose eingebunden. Vavrovsky sagt, dass die Stadt wegen Widmungsfragen kontaktiert wurde. "Dort wurde Interesse signalisiert." Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) könnte sich vorstellen, sein Hauptquartier in die Seestadt zu übersiedeln. Näheres zum ASA-Projekt wisse man aber nicht. Das Büro von Sportminister Gerald Klug (SPÖ) ist weiter auf dem Wissensstand einer Infoveranstaltung vom Mai dieses Jahres.

Dort wurde das Projekt übrigens in einem Promotionvideo von ORF-Moderator Rainer Pariasek präsentiert. Bis Herbst war das Video auch auf der ASA-Homepage abrufbar. Mittlerweile wurde das Video mit Pariasek aber von der Homepage entfernt. (David Krutzler, DER STANDARD, 30.12.2014)