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Die österreichischen Volksbanken werden im kommenden Jahr weiter umgebaut, Fusionen stehen an. Die ÖVAG wird zur Bad Bank - und das Thema Eigenkapital verfolgt auch die kleinen Volksbanken

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Wien – Für den Volksbankensektor wird auch das Jahr 2015 aufregend, und es wird weitere tiefgreifende Änderungen bringen. Bis Jahresmitte wird aus dem Spitzeninstitut Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG; gehört zu 43,3 Prozent dem Bund) per Spaltung eine Abbaugesellschaft werden. Die Funktionen des Sektorinstituts sollen auf die Volksbank Wien-Baden übergehen, die Rest-ÖVAG wird aus dem Volksbankenverbund aussteigen, ihre Banklizenz zurückgeben und ihr Abbauportfolio abwickeln. Ende September lag die Bilanzsumme der ÖVAG bei knapp 16 Milliarden Euro, bis zur Spaltung, die im März stattfinden dürfte, wird sie sich weiter verringern.

Der Umbau bedeutet für die ÖVAG-Bilanz 2014 wegen Abwertungen einen Verlust von 750 Millionen Euro. Bis zur Eintragung der Abspaltung (ab da untersteht die ÖVAG nicht mehr dem Bankwesengesetz und seinen Kapitalvorschriften) wird die Bank zudem die Eigenkapitalvorschriften von acht Prozent unterschreiten; allenfalls müsste sie dafür Strafzinsen zahlen.

Eigenmittelbedarf

Das Thema Eigenmittel wird den Sektor freilich auch nach der Lösung des ÖVAG-Problems noch sehr beschäftigen. Die Volksbanken, die per Gesetz in einem strengen Haftungsverbund mit der ÖVAG geschnürt wurden, müssen ab 26. Juli laut aktueller (vorläufiger) EZB-Vorgabe 14,63 Prozent hartes Eigenkapital (CET 1) halten. Bei dieser Quote haben die Volksbanken zuletzt aber nur 11,5 Prozent geschafft. Die Kapitallücke wird also recht beträchtlich sein. Allerdings hat die EZB ihre Eigenmittelforderung auf den Zahlen von Ende 2013 aufgebaut und somit nicht eingerechnet, dass die ÖVAG seither bereits etliche Verkäufe unter Dach und Fach gebracht hat.

Angesicht der engen Verhältnisse waren die Volksbanken seitens der ÖVAG schon heuer - und zwar noch vor Bekanntwerden der noch strengeren vorläufigen EZB-Vorgaben - aufgefordert, "neue Eigenmittelbestandteile zu generieren" und ihre durch Eigenkapital zu unterlegenden Assets (risk weighted assets, RWA) um 500 Millionen Euro zu reduzieren. Ende November hat der ÖVAG-Vorstand unter Stephan Koren diese Anweisung erweitert, bis Juni 2015 müssen die RWA um weitere 700 Millionen Euro verringert werden. Die Begründung dafür liest sich in einem internen Rundschreiben zur "Generellen Weisung RWA-Reduktion 2015" so: "Die Eigenmittelsituation im Volksbanken-Verbund ist äußerst angespannt.". Ausschlaggebend dafür sei die Kapitallücke, die sich aus dem EU-Bankenstresstest ergebe, aber "auch die geplanten Effekte aus der ÖVAG-Teilung werden sich negativ auf die Eigenmittelsituation im neuen Kreditinstitut-Verbund auswirken".

Schon 500 Millionen geschafft

Heuer habe man bei dieser Entlastung des Eigenkapitals bereits mehr als 500 Millionen Euro geschafft, heißt es in der ÖVAG; das Gesamtziel von 1,2 Milliarden Euro bis Mitte 2015 bleibe bestehen. Die Reduktion erfolgt in erster Linie über die Reduktion des Kreditgeschäfts.

Zur Sicherung der Liquidität hat die ÖVAG zudem schon im September den Rückkauf eigener Anleihen vor Fälligkeit gestoppt. Seit 5. Oktober gibt es wieder Rückkäufe vor Fälligkeit – aber nur für Privatanleger, die ÖVAG-Anleihen bis zu 10.000 Euro gezeichnet haben. Verkaufen die Volksbanken Kundendepots an die ÖVAG, müssen sie im Gegenzug Termingelder in gleichem Ausmaß bei der ÖVAG einzahlen.

Anleihe statt Sparbuch

Allerdings hat sich auch die Herbeischaffung von externem Eigenkapital wesentlich erschwert. Denn der Verkauf von erstrangigen unbesicherten Eigenemissionen der Verbundbanken wurde massiv eingeschränkt. Sie wurden, interessanterweise, laut internem Schreiben "bisher als Alternative zu Spareinlagen angeboten". " Wegen der Unsicherheiten dürfen sie nun laut ÖVAG-Vorschrift auf dem Primärmarkt gar nicht mehr verkauft werden. Auf dem Sekundärmarkt (von Investor zu Investor) dürfen sie nur risikofreudigen Kunden verkauft werden, die Papiere gelten als spekulativ (Risikoklasse vier). Aus dem ÖVAG-Rundschreiben: "Beim Beratungsgespräch muss der Kunde explizit auf die in Verbindung mit Tier-1-Emissionen (schafft hartes Kernkapital; Anm.) auftretenden Risiken (inkl. Totalverlust bzw. Haftung) hingewiesen werden."

Nicht zuletzt um "mögliche Beraterhaftung" auszuschließen, wurden die Banker aufgefordert, statt der eigenen Anleihen andere Produkte beim Verkauf zu forcieren: "Kapitalsparbücher, Fonds, Einmalerläge im Versicherungsbereich und Covered Bonds", also Pfandbriefe.

Was die Eigenmittel betrifft, sind die Volksbanker auch in ihren eigenen ersten Planungen davon ausgegangen, dass der neue Verbund mit seinen Eigenmitteln (inklusive jener der neuen Zentralorganisation, ZO) die erhöhte Eigenkapitalquote bis inklusive 2016 unterschreiten wird. Sie gingen dabei aber noch von den 13,6 Prozent aus.

Spaltbilanz mit Verlust

In einer ersten Spaltbilanz zur ÖVAG, die als Planungsbasis dient, wurde der Bilanzverlust 2014 mit fast 1,2 Milliarden Euro angesetzt. In dieser Rechnung ging man von einer Bilanzsumme von 7,3 Milliarden Euro in der Abbaubank aus, der ZO wurde eine solche von 8,8 Milliarden Euro zugerechnet.

Diese Zahlen, so betont man in der ÖVAG, seien nicht aktuell. Derzeit gehe man davon aus, dass die Bilanzsumme bis zur Spaltung weiter sinken und halbe-halbe aufgeteilt werde. (Renate Graber, DER STANDARD, 31.12.2014)