Das Schmerzempfinden ist so individuell wie jeder einzelne Patient. Zusätzlich erschwert eine unterschiedliche Wortwahl die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Deshalb wurde die Initiative "my pain feels like..." ins Leben gerufen, deren Kernstück ein Online-Fragebogen ist, bei dem Betroffene ihre Schmerzen beschreiben. Dieser Fragebogen der italienischen Montescano Pain School und der Pharmafirma Grünenthal soll die Kommunikation zwischen Patient und Arzt verbessern und so auf dem Weg zur richtigen Diagnose und einer optimalen Therapie helfen.

26 Mio. Patienten

Schmerz kann in vielen verschiedenen Formen auftreten und Menschen in unterschiedlichster Art und Weise beeinträchtigen. Mit etwa 26 Millionen Betroffenen weltweit ist neuropathischer Schmerz (Nervenschmerz) eine Krankheit, unter der besonders viele Menschen leiden. Dieser Schmerz ist sehr vielfältig, sehr schnell, oft in seiner Stärke schwer beherrschbar und daher besonders schwierig zu behandeln. Lediglich bei 40 bis 60 Prozent der Patienten gelingt es, eine angemessene Reduktion ihrer Schmerzen zu erreichen.

Häufig ist eine mangelnde Kommunikation zwischen Arzt und Patient der Grund für die unzureichende Schmerzlinderung. Denn viele Betroffene haben Schwierigkeiten, ihren Schmerz in Worte zu fassen und ihr Empfinden detailliert zu beschreiben. Während Patienten ihre Schmerzen oft in bildhaften Sprache darstellen - etwa als ein oberflächliches unerträgliches Stechen mit heißen Stricknadeln, ein Messerschnitt oder ein Feuer unter der Haut - sind Ärzte eher mit fachlichen Ausdrücken wie brennend, stechend, einschießend, Allodynie (gestörte Schmerzempfindung) und Hyperalgesie (übermäßige Schmerzempfindlichkeit) vertraut.

Oft unverstanden

Eine Fehleinschätzung des Beeinträchtigungsausmaßes ist damit häufig vorprogrammiert: In 80 Prozent der Fälle über- oder unterschätzen Ärzte die Erkrankung (Mick, 2012). "Es ist oft schwierig, in der Kürze des Arztgesprächs die treffenden Worte zu finden, um den eigenen Schmerz ausreichend zu beschreiben. Patienten fühlen sich häufig von ihren behandelnden Ärzten nicht ernst genommen oder unverstanden", sagt Erika Folkes von der "Allianz Chronischer Schmerz Österreich", der Vereinigung der Schmerz-Selbsthilfegruppen.

Der neue Fragebogen soll Abhilfe schaffen. Das individuelle Ergebnis kann vom Patienten ausgedruckt beim nächsten Arzttermin mitgebracht und gemeinsam besprochen werden. So entsteht ein klares Bild der Erkrankung, die richtige Diagnose kann früh gestellt und die optimale Therapie eher gewählt werden. (red, derStandard.at, 12.1.2014)