Ein höherer Abschluss soll junge Menschen motivieren, im Gastgewerbe anzuheuern.

Foto: Regine Hendrich

Noch herrscht in Kitzbühel Ruhe vor dem Sturm. Die paar hundert Personen, die sich zum Kongress der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV) dieses Jahr in der Kitzstadt eingefunden haben, bringen zumindest ein bisschen Leben in den Tiroler Ort.

"In eineinhalb Wochen ist die Hölle los. Da findest du hier keinen Platz mehr, auch in Kirchberg, Reith und Aurach nicht", sagte ein alteingesessener Kitzbüheler dem Standard. Tatsächlich geht es vielen Hotels in der Region so wie dem Kitzhof nahe der Hahnenkammstrecke, wo das österreichische Skiteam einquartiert ist. Ein paar freie Zimmer gibt es noch bis 22. Jänner, dann erst wieder ab Februar, obwohl die erste Woche auch schon sehr gut gebucht sei, sagt die Rezeptionistin. Da beginnen die Semesterferien in Ostösterreich.

Jänner-Loch

Kitzbühel ist symptomatisch für Österreichs Tourismus. Zu Weihnachten und über Neujahr sind die Hotelbetten meist gerammelt voll - egal wie viel oder wie wenig Schnee liegt. Im Jänner ist die Belegung überschaubar, außer im Umfeld von Großereignissen wie den Rennen auf Streif oder Ganslernhang. Dazwischen gibt es viel Potenzial nach oben. "Wenn es einen gewissen Grundstock an Schnee gibt, entscheidet immer mehr die Sonne über Erfolg oder Misserfolg der Saison", weiß Gregor Hoch. Er teilt sich mit Michaela Reitterer die Präsidentschaft der ÖHV. Schönes Wetter sei eines der wichtigsten Entscheidungskriterien, insbesondere für Spontanurlaube am Wochenende.

Viele Sorgen

Was der Branche neben den Lohnnebenkosten ("viel zu hoch"), der Diskussion um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Logis ("unnötig und schädlich") und der Rot-Weiß-Rot-Karte ("Drittstaatenangehörige sollten auch in Mangelberufen im Tourismus beschäftigt werden können") zunehmend Sorge bereitet, ist der schwindende Nachwuchs. Zwischen 2008 und 2013 ist die Zahl der Lehrlinge im Tourismus von rund 15.000 auf 10.200 gesunken - ein Rückgang um 30 Prozent, wie Joachim Preiss vom Sozialministerium den Hoteliers vorrechnete. Zum Vergleich: Über alle Branchen hat sich die Gesamtzahl der Lehrlinge im Vergleichszeitraum um etwa zehn Prozent auf rund 120.000 verringert.

Die Bereitschaft der Hoteliers, Lehrlinge auszubilden, sei weiter gegeben, sagte ÖHV-Präsidentin Reitterer, auch wenn es den Betrieben schwer gemacht werde - Stichwort strenge, unflexible Arbeits- und Ruhezeitregelungen gerade bei Jugendlichen. Immer mehr Branchen träten in Konkurrenz zum Tourismus und versuchten, die besten Köpfe der geburtenschwächeren Jahrgänge für sich zu gewinnen.

Lehre mit Bachelor

Zusätzlich buhlen 28 Tourismusschulen um die Gunst der Jugendlichen. Weitgehend einig sind sich die Hoteliers, dass ein Abschluss in Form eines Bachelors die Lust auf eine Lehre im Tourismus heben könnte.

Faktum sei, dass Österreichs Tourismus als eine der wenigen Branchen weiter Arbeitsplätze schaffe. Allein im Zeitraum 2008 bis 2013 stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Tourismus um 1,3 Prozent. Auch 2014 dürfte dieser langjährige Trend angehalten haben.

Der Aufenthalt in Kitzbühel erfolgte auf Einladung der ÖHV.

Die Zahl der Lehrlinge im Tourismus sinkt. Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Hoteliers sind sich einig, dass ein Abschluss in Form eines Bachelors die Lust auf eine Lehre heben könnte. (Günther Strobl aus Kitzbühel, DER STANDARD, 13.1.2015)