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Für viele Radler bringt die ÖBB-Tarifumstellung Nachteile mit sich.

Foto: dpa/apa/Friso Gentsch

Mängel gibt es vor allem bei der Radmitnahme im internationalen Zugverkehr, wie der "Drahtesel" in seiner Ausgabe 2/2014 berichtet.

foto: drahtesel/anna hazod

Rund 300.000 Fahrgäste nutzen laut ÖBB jährlich die Möglichkeit, ihr Fahrrad im Zug mitzunehmen. Zum Nachteil dieser wurde die teilweise Erhöhung der Rad-Tarife für Vorteilscard-Besitzer durch die Reform 2014 für das Jahr 2015 nicht zurück genommen. Hauptkritikpunkt der Radlobby Österreich: Die Radmitnahme im Zug wurde durch die Tarifreform für Fahrgäste mit ÖBB-Vorteilscard empfindlich verteuert. So können sich die Radmitnahmekosten im Vergleich zu 2014 mehr als verdoppeln.

Während die ÖBB von der "bisher größten Vereinfachungswelle bei der Tariflandschaft" spricht und eigenen Angaben zufolge mehr als 80 Prozent der Bahnfahrer von den Tarifanpassungen gar nicht betroffen seien, gibt es für Radfahrer teils massive Benachteiligungen. Auch länger bestehende Servicemängel gibt es viele, etwa im grenzüberschreitenden Zugverkehr: Das Fachmagazin "Drahtesel" hat sie in einer Grafik zusammen gefasst (siehe links).

Deutliche Preissteigerung

Grundsätzlich kostet die Fahrradmitnahme seit 2014 entfernungsabhängig zehn Prozent eines Vollpreis-Personentickets auf der Mitnahmestrecke. Die Mindestgebühr von zwei Euro bringt aber im Nahverkehr für einen Tagesausflug mit dem Fahrrad mit Hin- und Rückfahrt Mindestkosten von vier Euro. Das bedeutet gegenüber dem Vorteilscard-Tarif 2013 (Tageskarte 2,50 Euro) eine Steigerung von 60 Prozent.

Bis zu einer Entfernung von 20 Kilometer ist das Radticket sogar teurer als das Vorteilscard-Personenticket. Erst ab 100 Kilometer Entfernung wird der vorgesehene Tarif von zehn Prozent des Personentickets wirksam. Im Fernverkehr wurde durch die zusätzliche neue Reservierungsgebühr von 3 Euro (online) ein versteckter Mindestpreis von 5 Euro geschaffen. Die Radmitnahme wurde dadurch etwa von Wien nach Bregenz nun um 106 Prozent teurer - sie stieg von fünf auf 10,80 Euro.

Zusätzliche Probleme

Auch andere Probleme ergeben sich. Bei der Mitnahme eines Faltrades war bis zur Tarifumstellung klar: Es konnte bei den ÖBB als Gepäckstück mitgenommen werden. Seit Jahreswechsel ist jedoch der betreffende Passus aus den Bestimmungen verschwunden, Rechtssicherheit für Faltrad-Mitnahme fehlt dadurch. Die ÖBB begründen das mit einer Vereinfachung der Tarifstruktur, in der nun nicht mehr "alle Einzelfälle" aufgelistet seien. Ein Faltrad, das in den Gepäckauflagen verstaut werden kann, dürfe aber mitgenommen werden.

Bei einer Pressekonferenz wurden auch weitere Benachteiligungen für Radler verkündet: So wird die Südbahn mit Beginn 2015 komplett auf Railjet-Garnituren umgestellt, sodass auf der Strecke Wien nach Villach kein einziges Rad mitgenommen werden kann. Von Wien nach Graz ist eine Rad-Mitnahme künftig nur mehr in den 12 tschechischen Zügen möglich, und auch die Strecke Salzburg-Innsbruck wird komplett auf Railjet umgestellt.

Ab Frühling 2015 soll die Radmitnahme in den Railjets von Wien nach Villach schrittweise möglich werden, erst 2017 auch bei Railjets auf der Weststrecke. Allerdings soll es auch dann lediglich fünf Radplätze pro Zug geben - "eine Bedrohung des internationalen Radtourismus in Österreich", so die Radlobby.

"Leichtfertiger Umgang"

"Grundsätzlich ist zum Thema Tarife zu sagen, dass der ÖBB Vollpreis rund 30 bis 50 Prozent unter den Tarifen der Deutschen Bahn DB oder Schweizer Bahn SBB liegt. Österreich ist also ein im Vergleich ein sehr günstiges Bahnland", heißt es vonseiten der ÖBB auf Nachfrage des STANDARD. Von diesem Preisniveau betrachtet betrage die Gebühr für die Radmitnahme nur zehn Prozent - allerdings profitieren davon nur die wenigsten, so die Radlobby: Jene Vollpreiskunden, die mit dem Rad mehr als 100 Kilometer im Nahverkehr zurücklegen.

Außerdem biete man gerade für Radfahrer viel, so die ÖBB: Insgesamt 1.500 neue Bike & Ride Parkplätze an Bahnhöfen, eine großteils überdachte Rad-Garage am Wiener Hauptbahnhof für 1.000 Räder, sowie die Möglichkeit der Radmitnahme in Eurocity- und Intercity-Zügen. Auch das Einfach-Raus-Radticket sei ein günstiges Angebot: Es ermöglicht die Fahrt in allen Nahverkehrszügen für bis zu fünf Personen und Räder für 45 Euro.

Für die Radlobby ist das zu wenig, vor allem weil auf die oben kritisierten Punkte nicht eingegangen wird. "Die Monopolstellung, die die ÖBB inne hat, lässt sie leichtfertig mit ihren radfahrenden Stammkunden umgehen", so Radlobby Österreich. So würden jahrzehntelange positive Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Menschen gefährdet, die sich mittlerweile immer häufiger für die Kombination Fahrrad und Bahn entscheiden.

Eine Änderung dieser Benachteiligung wurde trotz Bemühungen der Radlobby von der ÖBB-Führung abgelehnt. Deshalb ist vor kurzem die Petition "Vorfahrt für Rad & Bahn" gestartet. (fbay, derStandard.at, 14.1.2015)