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Matti Bunzl gab Einblicke in seine Denkweise.


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Wien - Das ist das Los designierter Museumsdirektoren, kaum sind sie ernannt, möchte man ihnen Löcher in den Wanst fragen. Bei Matti Bunzl, der am 1. Oktober 2015 Wolfgang Kos als Direktor des Wien-Museums folgt, war das Montagabend kaum anders. Auf Einladung des Masterlehrgangs für Ausstellungstheorie und -praxis (Universität für angewandte Kunst) parlierte man zur Frage, welche Aufgaben ein Stadtmuseum im 21. Jahrhundert habe.

Konkrete Antworten blieben rar, dafür gab es Einblick in Bunzls Denkweise. In Schilderungen über Schlüsselerlebnisse, wie dem Besuch des Museums als Volksschüler oder über Episoden seiner Berufslaufbahn. Kuratoren seien die wahren Helden, insbesondere in US-Museen.

Dort, wo sich die öffentlichen Mittel auf etwa 0,5 Prozent des jährlichen Budgets beschränken und 99,5 Prozent anderweitig finanziert werden müssen. Die Macht jener Abteilungen (u. a. Sponsoring, Marketing), die die Arbeit von Kuratoren daran bemessen, ob für Projekte Geld aufzutreiben ist, sei enorm. Insofern ermöglichen europäische Strukturen deutlich mehr Radikalität.

Erfahrungswerte mit US-Finanzierungsmodellen als Kulturmanager werden bei der Bestellung an die Spitze des Wien-Museums durchaus eine Rolle gespielt haben. Wäre es darum gegangen, künftig 50 Prozent des Budgets über Fundraising zu finanzieren, betont der 43-Jährige, hätte er seine Professur an der Universität von Illinois niemals aufgegeben.

Fokus bis Umbau

Im Fokus steht für ihn in den nächsten Monaten und Jahren anderes. Sofern alles planmäßig verläuft, könnte das Museum im Anschluss an den demnächst startenden zweistufigen internationalen Architekturwettbewerb 2017 geschlossen werden. Dann, bekräftigt Bunzl, rücken die Außenstellen (u. a. Hermesvilla, Römer-, Uhren- oder Pratermuseum, Musikergedenkstätten) in den Mittelpunkt.

Die für 2019/2020 projektierte Wiedereröffnung sei für ihn sowieso der wichtigste Moment. Neben der dauerhaften Präsentation von Ikonen aus dem Sammlungsbestand wird dann zeitgleich die erste Wechselausstellung präsentiert, in der es um eine Neuinterpretation der Wiener Stadtgeschichte und deren Zukunft bis 2050 gehen soll. (kron, DER STANDARD, 21.1.2015)