Wien - Österreichs Städte wachsen. Zwar nicht alle und nicht gleich stark, doch über das Bundesgebiet hinweg verstärkt sich die Tendenz zur Urbanisierung. Wie der am Freitag von Statistik Austria und Städtebund vorgestellte Bericht "Österreichs Städte in Zahlen 2014" zeigt, leben mittlerweile 45,7 Prozent der Einwohner Österreichs in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern – vor acht Jahren waren es 44,5 Prozent.

Der Zuwachs ist vor allem auf den Zuzug aus dem In- und Ausland zurückzuführen. Die Geburtenbilanz in den 240 untersuchten Gebietskörperschaften ist im Schnitt sogar negativ. Und während die Zahl der Kinder in den Städten prozentual stetig abnimmt und damit das Durchschnittsalter der Bewohner steigt, nimmt über fast alle Städte hinweg die Zahl der Betreuungsplätzen für Kleinkinder massiv zu.

Zahl der Schließtage sinkt

So besuchten 2003 erst 8,5 Prozent der unter Dreijährigen eine Kinderkrippe, 2013 lag die Betreuungsquote schon bei 23 Prozent. In Wien sind sogar vier von zehn Kleinkindern regelmäßig Gäste einer solchen Einrichtung. Bei den Kindergartenkindern, also der Altersgruppe der Drei- bis Fünfjährigen stieg der Wert in diesen zehn Jahren von 81,8 auf 90,8 Prozent.

Die 240 im Bericht berücksichtigten Gemeinden boten im Vorjahr 1.019 Krippen (+363 verglichen mit 2003), 2.310 Kindergärten (+172), 851 Einrichtungen mit altersgemischten Gruppen (+630) und 814 Horte (+22) an. Gleichzeitig nahm in diesen Institutionen die Zahl der Schließtage deutlich ab: Kindergärten im städtischen Raum etwa hatten 2003 noch an durchschnittlich 43,3 Tagen pro Jahr geschlossen, 2013 waren es nur mehr 30,3 Tage. Kinderkrippen für unter Dreijährige in der Bundeshauptstadt sperren überhaupt nur 3,1 Tage zu.

Nur Wien und Vorarlberg über Österreich-Schnitt

Neben dem Fokus auf die Betreuungssituation hält der jährliche Städtebericht auch heuer wieder allgemeine Daten zur Demografie bereit. So zeigt die Aufgliederung nach Bundesländern, dass außer Wien – schlüssigerweise mit 100 Prozent – nur Vorarlberg einen höheren Anteil Städtern hat als Restösterreich. 51,5 Prozent der Menschen im Ländle wohnen in Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern.

Die meisten Bundesländer erreichen hier Quoten zwischen 27 und 44 Prozent. Nur das Burgenland ist mit einem Anteil von 4,7 Prozent Städtern ein Ausreißer – das sind jene Menschen, die in der Landeshauptstadt Eisenstadt und somit der einzigen burgenländischen Gemeinde mit über 10.000 Einwohnern leben.

Wien prozentuell zuzugsstärkste Stadt

Während das Bevölkerungswachstum österreichweit im Vorjahr 0,66 Prozent betrug (von 8.451.860 auf 8.507.786 Menschen), stieg die Einwohnerzahl der Städte mit über 10.000 Bewohnern um 1,16 Prozent. Insgesamt zeigt sich eine deutliche Präferenz hin zu größeren Siedlungsgebieten: So war der Zuwachs in kleinen Gemeinden mit weniger als 2.500 Einwohnern mit 0,04 Prozent kaum messbar. In den 20.000 bis 50.000 Einwohner zählenden Städten betrug der Zuwachs bereits 0,77 Prozent, in jenen mit 50.000 bis 500.000 Einwohnern 1,17 Prozent. Wien gewann 1,46 Prozent neuer Bewohner.

Den größten Zuwachs durch Binnenwanderung haben – neben den vier Landeshauptstädten Graz, Klagenfurt, Wien und Linz – Wiener Neustadt (+323 Personen), Stockerau (+280) und Klosterneuburg (+266). Die größte innerösterreichische Abwanderung musste mit Abstand Traiskirchen (-742 Personen) vor der Stadt Salzburg (-289), Ansfelden (-227) und Kapfenberg (-226) hinnehmen.

Höhere Ausländeranteile in Städten

Ziel der aus dem Ausland zugezogenen Menschen sind vornehmlich die Städte, dementsprechend ist auch der Ausländeranteil in Ballungsräumen höher als im ländlichen Raum. 12,5 Prozent der Einwohner Österreichs besitzen die Staatsbürgerschaft eines anderen Staates, in Städten über 10.000 Einwohnern sind es hingegen 17,4 Prozent der Bewohner. In Wien trifft das mit 24,4 Prozent auf fast jeden Vierten zu, dahinter folgen Salzburg (22,2 Prozent), Bregenz (21 Prozent) und Innsbruck (19,6 Prozent). Von den Landeshauptstädten liegen beim Ausländeranteil nur Klagenfurt (12,4 Prozent) und Eisenstadt (10,2 Prozent) unter dem Österreich-Schnitt.

Berücksichtigt wurden für den Bericht die 240 Städtebund-Mitglieder, die zwar nicht alle einen Stadtrang besitzen, zum Teil aber eher über urbane Strukturen verfügen als Orte, deren Stadtrecht historisch begründet ist. So hat die Marktgemeinde Lustenau über 21.655 Bewohner und keinen Stadtrang, das Tiroler 393 Seelen-Örtchen Rattenberg ist aber sehr wohl eine Stadt – wenngleich die kleinste im Land. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 23.1.2015)