Künftig mehr Zeit für einen guten Kaffee mit Blick auf die Mur: Der scheidende Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari

Regine Hendrich

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Grafik: apa

Graz - Nach vier Jahren in der Warteschleife war die Geduld des Grazer Diözesanbischofs Egon Kapellari jetzt offensichtlich deutlich überstrapaziert. Am Samstag schickte das steirische Kirchenoberhaupt einen Hirtenbrief mit dem unmissverständlichen Titel "Ein Wort zum Abschied" in die diözesane Welt hinaus. "Diesen Brief schreibe ich Ihnen auf den Tag genau 33 Jahre nach meiner Bischofsweihe im Dom von Klagenfurt und ich schreibe ihn, weil Papst Franziskus in wenigen Tagen meinem wiederholten Ersuchen um Entpflichtung vom Amt und Dienst des Diözesanbischofs entsprechen wird", führt Kapellari in dem Schreiben aus.

Kurz nach seinem 79. Geburtstag war der steirische Oberhirte ganz offensichtlich nicht mehr länger gewillt, auf einen Nachfolger zu warten. Im Einvernehmen mit dem Apostolischen Nuntius und der römischen Kongregation für die Bischöfe habe er "erneut eindringlich" um seine Entpflichtung gebeten. Und damit auch den Druck auf Rom gewaltig erhöht: Letztlich konnte man einem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen nur mehr zustimmen - ohne geordnete Übergabe an einen Nachfolger.

Beidseitige Knieprobleme

Neben seinem hohen Alter führt der Grazer Bischof in seiner Rücktritts-Post vor allem an, dass es bei "im Ganzen guter Gesundheit" aber vor allem dem bischöfliche Bewegungsapparat an nötigem Elan fehlt. Er sei "durch Probleme betreffend die Funktionsfähigkeit beider Knie mehr und mehr beeinträchtigt", begründet Kapellari seine Entscheidung.

Vor vier Jahren hatte der Grazer Bischof mit Vollendung seines 75. Lebensjahres, entsprechend dem Kirchenrecht, Papst Benedikt XVI. um seine Entpflichtung gebeten. Dieser nahm das Gesuch "nunc pro tunc" ("jetzt für später") an und verlängerte zugleich Kapellaris Amtszeit um zwei Jahre. Da diese Frist aber kein verbindlicher Rahmen ist, wurden es insgesamt vier Verlängerungsjahre im Grazer Bischofshof. Eine ungewöhnlich lange Zeit, die Kapellari selbst einmal als " eine Ausnahme im ganzen Episkopat Europas" bezeichnete.

Steirische Sedisvakanz

Seine Diözese manövriert der scheidende Bischof nun in eine durchaus schwierige Situation. Voraussichtlich Mitte kommender Woche wird Papst Franziskus die Annahme des Rücktritts offiziell verkünden. Und in Graz beginnt die Sedisvakanz - jene Zeit, in der der Bischofsstuhl unbesetzt bleibt. Entsprechend den Canones des Codex Iuris Canonici 416-430 wird durch das Collegium Consultorum - in der Diözese hat das Domkapitel diese Funktion - innerhalb von acht Tagen ein Diözesanadministrator gewählt werden.

Erfahrungsgemäß kommt der Diözesanadministrator - der die Zuständigkeiten eines Bischofs mit Ausnahme jener Vollmachten, die eine Bischofsweihe voraussetzen wie zum Beispiel eine Priesterweihe, hat - aus den Reihen des Domkapitels. Aussichtsreichster Kandidat in Graz für diesen heiklen Job ist, damit Generalvikar Heinrich Schnuderl. Dieser befindet sich auch - neben Karl Wallner, Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz, dem Mariazeller Superior Karl Schauer, dem Vorauer Propst Gerhard Rechberger und dem Grazer Pfarrer Hermann Glettler - auf der Liste der möglichen Bischofs-Nachfolger.

Bischof Kapellari verspricht, sich künftig "keineswegs in Entscheidungen irgendwelcher Art" einzumengen: "Und ich hoffe, dass sich dann auch der 'Mönch in mir' stärker entfalten kann." Vor allem auch in der neuen altbischöflichen Wohnung bei den Grazer Elisabethinen an rechten Murufer.

Weitere Rücktrittgesuche stehen an

Im Vatikan stehen noch weitere Entscheidungen für Österreich an: Sowohl Bischof Ludwig Schwarz (Linz) als auch Klaus Küng (St. Pölten) erreichen heuer die Altersgrenze von 75 Jahren.

Gemäß Kirchenrecht muss ein Diözesanbischof mit der Vollendung des 75. Lebensjahrs sein Rücktrittsgesuch an den Papst schicken. Ob er dieses annimmt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Der damalige Papst Benedikt XVI. bat Kapellari um Verlängerung, während in der Zwischenzeit - 2013 - die Bischofssitze in Vorarlberg, wo Benno Elbs auf Elmar Fischer folgte, und Salzburg, wo Alois Kothgasser an Franz Lackner übergab, neu besetzt wurden. Lackner war zuvor Weihbischof in Graz gewesen und hatte als Favorit für Kapellaris Nachfolge gegolten.

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz wird am 6. Juni 2015 75 Jahre alt. Sein Amt in Linz hat er seit 2005 inne. Die Suche nach einem Nachfolger für ihn könnte kirchenpolitisch spannend werden. 2008 sorgte die Ernennung des konservativen Pfarrers Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof für Wirbel, Wagner nahm das Amt schließlich nicht an.

Am 17. September des Jahres feiert Klaus Küng seinen 75er. Er ist seit 1989 Bischof - allerdings erst seit 2004 in St. Pölten. Davor hatte er den Sitz in Feldkirch innegehabt. 2004 wechselte er als Nachfolger des umstrittenen und zurückgetretenen Kurt Krenn nach Niederösterreich.

Sein Rücktrittsgesuch bereits eingereicht hat Militärbischof Christian Werner, der 2013, obschon erst 70-jährig, ein entsprechendes Schreiben an den Papst richtete. Er machte gesundheitliche Gründe geltend. Die Annahme durch Papst Franziskus steht aber noch aus. (Markus Rohrhofer, APA, derStandard.at, 24. Jänner 2014)