Messenger boomen auch weiterhin.

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Während sich der Zulauf zu umfangreichen Social Networks wie Facebook abschwächt, boomt eine andere Kategorie an Software in den App-Stores. Regelmäßig erobern Messenger die Spitze der Downloadcharts und erinnern dabei an die Frühzeit des PC-Messagings und den damaligen Erfolg von ICQ und Co.

Hohe Verbreitung

Das vor allem in Südkorea starke Kakaotalk verzeichnet mittlerweile über 150 Millionen Nutzer. 170 Millionen sind es bei Line, das besonders in Japan beliebt ist. Über 200 Millionen sollen es mittlerweile bei Viber sein. Platzhirsch WhatsApp versammelt über 700 Millionen Nutzer unter seinem Dach. Zunehmend schwappen die für Mobilplattformen gestarteten Dienste auch auf Desktops und Laptops über.

Und der Boom hält weiter an. Laut Comscore verwenden über 40 Prozent aller Mobilfunknutzer in den USA monatlich mindestens eine Messenger-App auf ihrem Telefon. Global gesehen nahm die Nutzung laut Comscore im Jahr 2014 um 103 Prozent zu.

Medien entdecken Messenger

Ein Potenzial, das auch zunehmend Medienunternehmen für sich entdecken. Wie die New York Times unter Verweis auf informierte Personen berichtet, werden etwa ESPN, CNN und auch Vice künftig Inhalte in einem eigenen Bereich von Snapchat anbieten. Auch der Standard bietet bereits ein Messenger-Service. WhatsApp-User können sich dabei über die wichtigsten News des Tages informieren lassen.

Am Markt werden die Dienste hoch gehandelt. Facebook machte für die Übernahme von WhatsApp über 20 Milliarden Dollar locker. Der japanische Onlinehändler Rakuten kaufte Viber für 900 Millionen Dollar. Große Profite werfen die Messenger jedoch noch nicht ab. Mit den wenigen Nutzern, die nach der einjährigen Gratisnutzung mittlerweile einen Euro pro Jahr für den WhatsApp-Service bezahlen, konnte das Unternehmen 2013 lediglich etwas mehr als zehn Millionen Dollar Umsatz generieren.

Immer umfangreicher

Doch die Betreiber der Dienste weiten ihre Angebote immer weiter aus und verbreitern damit auch die Möglichkeiten zur Monetarisierung. Als ein Vorzeigebeispiel dafür gilt das chinesische WeChat mit seinen 500 Millionen Usern. Diese verschicken dort nicht nur Nachrichten und Bilder, sondern spielen auch Spiele oder buchen Taxifahrten und Flüge über das Programm.

Vor zwei Jahren führte Handyriese Xiaomi über die Plattform einen Vorverkauf für sein damals neu vorgestelltes Smartphone-Flaggschiff Mi 3 durch und konnte 150.000 Geräte in weniger als zehn Minuten an die Kunden bringen.

Intimer, billiger

Doch was macht die Messaging-Apps so erfolgreich? Im Vergleich zu anderen Kommunikationslösungen böten sie eine "intimere Erfahrung", schätzt Marissa Campise, von Softbank Capital. Sie seien zwar kleiner und unsichtbarer als Facebook und Co., die Nutzer würden aber mehr miteinander interagieren und hätten mehr Vertrauen. Sie seien wie ein "besser kontrollierbarer, in Echtzeit funktionierender Ersatz für E-Mails", so Campise.

Gleichzeitig ersparen sich User Gebühren für SMS und können gleichzeitig Nachrichten ohne Zeichenbeschränkung und mit Bildern und anderen Medieninhalten senden und empfangen.

Musterbeispiel WeChat

Messenger-Nutzer greifen mehrfach pro Stunde zum Telefon, sagte der Vizechef von Viber, Talmon Marco in einem Interview aus 2014. Das mache die Programme zum idealen Platz, um virtuelle Angebote wie Spiele, Sticker oder sogar Retailgüter anzubieten. WeChat etwa gilt als eine der größten Plattformen, über welche User neue Mobile Games entdecken.

Für Betreiber Tencent ist das ein gutes Geschäft, verdiente das Unternehmen doch alleine im letzten Quartal rund 420 Millionen Dollar durch Spiele für Handys und Tablets. (gpi, derStandard.at, 26.01.2015)