"Lost" ist der erste von Oculus selbst produzierte VR-Film.

Foto: Oculus VR

Virtual Reality gilt derzeit hauptsächlich als künftige Domäne der Games-Industrie. Spiele wie "Elite: Dangerous" integrieren die junge Technologie heute schon und zeigen, wie immersiv interaktive Unterhaltung in Zukunft werden könnte.

Doch das Potenzial, so sagte etwa Facebook-Chef Mark Zuckerberg beim Kauf von Oculus VR – reicht über Videospiele hinaus. Die virtuelle Realität birgt auch Chancen für neue Formen der Kommunikation und Filmemacher.

Vom Vogelflug bis Syrien

Letzteres zeigt sich am Sundance-Festival. Dort ist gleich ein ganzer Bereich dem VR-Erlebnis gewidmet. Viele Produzenten gaben sich enthusiastisch und sahen sich an einer Schwelle in ein neues Zeitalter des Geschichtenerzählens. "Birdly" versetzt den Träger ins Federkostüm eines Vogels und ließ ihn mit Flügelbewegungen Runden über San Francisco drehen.

"Project Syria" wiederum transportiert Besucher in das Chaos eines Raketenangriffs, um die Grauen des Krieges zu verdeutlichen. "The Party" wiederum versucht, die beklemmende Situation eines sexuellen Übergriffs im Rahmen einer Collegeparty erfahrbar zu machen, berichtet The Verge.

Oculus Story Studio

Dieser Möglichkeiten ist man sich auch bei Oculus bewusst. In der Vergangenheit hatte man die eigene Technologie schon Vertretern aus Hollywood vorgeführt, die sich begeistert gezeigt hatten. Doch es fehlte an einem Konzept dafür, wie man VR nun eigentlich in die Kinos bringen kann.

Die Lösung hat eine neue Abteilung in der Hand, Oculus Story Studio. Die Aufgabe der internen Spezialistentruppe ist es, die Möglichkeiten des VR-Kinos auszuloten. Dafür holte man sich unter anderem den ehemaligen Pixar-Animationsdesigner Saschka Unseld ins Boot und setzt auf interaktive Filmerlebnisse.

"Lost"

"Ist es möglich, eine Kinoerfahrung zu kreieren, die überzeugend und vielfältig ist?", so die Grundfrage. Eine Antwort bietet die erste Produktion von Story Studio, ein Animationsfilm namens "Lost", die ebenfalls am Sundance Festival gezeigt wird. Der Zuseher wird durch Rundumsicht in die Handlung gezogen und kann an bestimmten Stellen Entscheidungen fällen, die den weiteren Verlauf bestimmen. Je nach Verlauf dauert das Abenteuer zwischen drei und zehn Minuten.

Dieser Zugang sei auch notwendig, erklärt Unseld, da klassische Filmkonventionen in der virtuellen Realität nicht funktionieren. Normales Kino sei ein "sequentielles Medium", eine "Diktatur des Regisseurs", so der Filmemacher. "Schau auf das, schau auf dieses Gesicht, sieh dir dieses Detail an". VR-Technologie übergibt einen Teil der Kontrolle wieder dem Konsumenten, was fundamentale Änderungen beim Geschichtenerzählen mit sich bringt.

Vier weitere VR-Filme für heuer geplant

Das Story Studio besteht derzeit aus rund zehn Mitarbeitern und soll weiter klein bleiben, um sich flexibler mit dem Medium mitentwickeln zu können. "Lost" soll gleichzeitig neue Interessenten anlocken und der VR-Filmcommunity einen erfolgreichen Start ermöglichen. Heuer will Oculus noch vier weitere Filme veröffentlichen. (gpi, derStandard.at, 27.01.2015)