v.l.: Philipp Hruby (Bawag PSK), Martina Schittelkopf (Rewe International), Nikolaus Koller (Moderation), Katharina Swoboda (Siemens), Martina Tik ISG Personalmanagement), Rudolf Bernscherer (Kapsch Group).

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Die Frage des Abends - ob Traineeprogramme Auslaufmodell oder Karriereturbo sind - beantwortete Moderator Nikolaus Koller, Institutsvorstand für Journalismus und Medienmanagement an der FH Wien, bereits in der Begrüßung: "150 Zuhörer heute Abend sprechen für das Erfolgsmodell", sagte er im gut gefüllten Novomatic Forum. Gastgeber war das Netzwerk TraineeNet, das an diesem Abend nach dem Status Quo von Traineeships fragte.

Als Ex-Trainees konnten drei der fünf eingeladenen Diskutanten Erfahrungen an das junge Publikum, das hauptsächlich aus Trainees bestand, weitergeben. Katharina Swoboda, Leiterin der Kommunikationsabteilung bei der Siemens AG, hat als Trainee vor allem an Orientierung gewonnen, auch Martina Schittelkopf lernte bei Rewe "einen weiten Blick einzunehmen". Dem Publikum legte sie nahe keine Angst vor Neuem zu haben: "Es gibt nichts lustigeres als einen Techniker im Marketing", lacht Schittelkopf, die mittlerweile Leiterin des Human Ressources Management bei Rewe ist.

Trainees fordern

Auch bei Philipp Hruby resultierte die Traineestelle bei der Bawag in einer Anstellung. Nach Abschluss habe sich für ihn deshalb nicht viel geändert, sagt der heutige Head of Cards Businesses. "Die Unternehmen profitieren auch", merkt Rudolf Bernscherer, Human Ressources Leiter bei Kapsch an. Trainees will er fordern: "Ich bin ein brutaler Ausbeuter", bringt er das Publikum zum Lachen, "aber nach 22 Jahren Traineeships bei uns wissen wir, dass wir diese Leute brauchen."

Die harte Arbeit zahlt sich oft aus: Personalberaterin Martina Tik, Geschäftsführerin von ISG Personalmanagement, bestätigt das: "Trainees gelten als high potentials, daran hat sich nichts geändert." "Und das geringe Gehalt?", will Moderator Koller wissen. "Welcher Jungakademiker würde in den ersten zwei, drei Jahren sagen, dass er gut verdient?", entgegnet Schittelkopf und Swoboda ergänzt: "Ich habe als Trainee auch am Hungertuch genagt. Geschadet hat das rückblickend nicht."

Work - Life oder beides

Das Publikum beteiligte sich mit vielen Fragen - ein Großteil davon drehte sich um Bedürfnisse der Generation Y, wie die Work-Life-Balance. "Es sollte kein Entweder-Oder sein", schaltet sich Bernscherer ein, "Arbeit ist Bestandteil des Lebens." Nach anfänglichen Zweifeln - "ich dachte der Begriff Generation Y sei nur eine neue Erfindung von Soziologen" - erkannte er doch wahres an den Zuschreibungen für die nach 1980 Geborenen. Durcharbeiten am Wochende habe für viele keinen Wert mehr.

Swoboda hält das für bedenklich. "Wenn man eine Führungskraft werden will, muss man sich eben entscheiden."Abschließend will Ilja Morozov, Vorsitzender von TraineeNet, wissen, wie es die ehemaligen Trainees in Führungspositionen geschafft haben. Darauf angelegt habe sie es nicht, antwortet Schittelkopf und ihre Sitznachbarn nicken zustimmend. "Man sollte seinen Interessen nachgehen. Was man gerne tut, macht man noch immer am besten." (lhag, DER STANDARD, 31.1./1.2.2015))