Rekonstruktion des "Drachen von Qijiang".

Illustration: Xing Lida

Edmonton - Lange dünne Hälse waren eines der Markenzeichen aller Sauropoden. Eine Gruppe dieser pflanzenfressenden Riesen stellten die übrige Verwandtschaft jedoch in den Schatten: Während der Hals eines durchschnittlichen Sauropoden etwa ein Drittel der Körperlänge ausmachte, war es bei den Angehörigen der Gattung Mamenchisaurus nicht weniger als die Hälfte.

Im "Journal of Vertebrate Paleontology" berichten kanadische Forscher um Philip Currie von der University of Alberta nun von der Entdeckung eines bislang unbekannten Verwandten von Mamenchisaurus. Das Tier, dessen fossile Überreste im Südwesten Chinas ausgegraben wurden, erhielt die Bezeichnung Qijianglong ("Drache von Qijiang").

Ein Gigant war das Tier, das vor 160 Millionen Jahren im späten Jura lebte, zumindest nach Sauropoden-Maßstäben nicht: Mit 15 Metern Länge war es nicht einmal halb so lang wie der größte Mamenchisaurus. Es deutet aber darauf hin, dass die Artenvielfalt innerhalb dieses Entwicklungszweigs der Dinosaurier höher war als früher gedacht.

Skelett mit Überraschungen

Ursprünglich war man bereits 2006 bei Bauarbeiten auf das Fossil gestoßen. Die später folgenden paläontologischen Grabungen förderten eine Überraschung zutage: Außer den Halswirbeln wurde auch der Kopf gefunden - ein seltener Glücksfall, weil die im Verhältnis sehr kleinen Köpfe nach dem Tod der Tiere oft vom restlichen Körper getrennt wurden und nicht zusammen mit den übrigen Knochen fossilierten.

Die Halswirbel waren aber nicht minder interessant: So konnten die Forscher feststellen, dass die Wirbel offenbar luftgefüllt waren, was ihr Gewicht verringerte. Zudem lieferte die Rekonstruktion das Ergebnis, dass der Hals überraschend steif gewesen sein muss. Und er war offenbar viel besser für Auf- und Abbewegungen geeignet als für seitliches Schwenken - die Forscher verglichen die Beweglichkeit mit der eines Krans. Das dürfte den anhaltenden Diskussionen darüber, wie die Sauropoden ihre langen Hälse einsetzten, weiteren Stoff liefern. (red, derStandard.at, 31. 1. 2015)