Das lila Wildschwein Franz Ferdinand.

Foto: ORF

Das ORF-Kinderfernsehen arbeitet mit einem Stufenplan. Kaum sind die Jüngsten aus den Stockbetten gekrochen, um Pipi zu machen, da erwartet sie pünktlich um 6.45 Uhr die "Kasperlüberraschung". Kasperl ist ein alter Schlawiner. Am Küniglberg trägt er eine würdelose Narrenkappe. Zuerst betätigen unsichtbare Helferlein ein Schwungrad. Das Rad legt die Art der Überraschung fest. Hand aufs Herz: Man kann die Dreikäsehochs nicht früh genug an die Segnungen des Glücksspiels gewöhnen!

Steht so wie gestern Singen auf dem Programm, gibt es buchstäblich kein Halten mehr. "Im Winter rufe ich juchhu", krächzt die Puppe ansteckend. Auf einem Wehr aus Tannenreisig liegen Schneepatzen. Richtiger Schnee - etwas, das pappt und knirscht - besitzt in Ostösterreich die Seltenheit einer Antilope. Entsprechend verdutzt blickten die hüpfenden Springinsfelde (lauter Wiener?) im Studio denn auch drein. Vermutlich wird die Sendung von Peter Schröcksnadels ÖSV großzügig gesponsert.

Den entgegengesetzten Weg gehen die Kinderbeauftragten mit der Sendung "Alles okidoki". Der Sendeplatz um 7.55 Uhr legt ein Publikum aus Volksschulabbrechern und anderen Bildungsresistenten nahe.

Held eines gespielten Sketches ist das lila Wildschwein Franz Ferdinand. Zur Milka-Kuh unterhält dieser Hallodri offenbar enge verwandtschaftliche Beziehungen. Er ginge, abgesehen von seinem Zahn, jederzeit als Besamungsstier im Milka-Fortpflanzungslabor durch. Oder wurde Franz Ferdinand aus der Schokoladenfabrik entlassen? Der niedliche Halbstarke begeistert sich jedenfalls für "Monsterfilme". Vielleicht meint er bloß Thomas-Brezina-Sendungen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 31.1./1.2.2015)