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Junko Ishido, die Mutter des japanischen Kriegsberichterstatters Kenji Goto, der in einem am Samstag veröffentlichten Video offenbar enthauptet wurde. Die japanische Regierung hält das Video für echt.

Foto: REUTERS/Yuya Shino

Tokio - Die Extremistenmiliz Islamischer Staat hat auch ihre zweite japanische Geisel ermordet. Die radikal-islamische Gruppe veröffentlichte am Samstagabend ein Internet-Video, das die Enthauptung des Journalisten Kenji Goto zeigen soll. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe zeigte sich zutiefst schockiert, erklärte aber zugleich, dass sich sein Land nicht dem Terrorismus beugen werde. Als Zeichen dafür kündigte er an, die humanitäre Hilfe für die Länder im Kampf gegen die Islamisten-Miliz aufzustocken. Genau vor einer Woche hatte die IS-Miliz ein Video verbreitet, dass die Enthauptung einer ersten japanischen Geisel zeigen soll. Die jordanische Regierung erklärte, sie sei weiter zu einem Gefangenenaustausch bereit, um einen Kampfpiloten aus der Gewalt der Extremisten zu befreien.

In dem Video war zunächst zu sehen, wie ein maskierter Mann Goto ein Messer an die Kehle hielt. Wie in früheren IS-Enthauptungsvideos trug auch der Japaner einen orangefarbenen Overall, der an die Häftlingskleidung im US-Gefangenenlager Guantanamo erinnert. In einem späteren Abschnitt war ein abgetrennter Kopf auf einer enthaupteten Leiche zu sehen. Der Maskierte sprach in dem selben englischen Akzent wie in früheren Enthauptungsvideos der Gruppe. Er wandte sich an Abe und kündigt den "Anfang eines Alptraums" für Japan an, weil das Land sich an einem "Krieg beteiligt, der nicht zu gewinnen ist". Japan hatte im Januar zugesagt, den Kampf gegen die IS-Miliz mit etwa 200 Millionen Dollar zu unterstützen. Dabei geht es aber ausschließlich um nicht-militärische Hilfe wie Lebensmittel und Medikamente.

"Ich werde diesen Terroristen niemals vergeben."

Japans Verteidigungsminister Gen Nakatani sagte, die Aufnahmen erscheine echt. Abe sprach von einem brutalen und verabscheuungswürdigen Terrorakt. "Ich werde diesen Terroristen niemals vergeben." Japan werde mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen der Gerechtigkeit zuzuführen. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Tat als abscheulichen Mord und forderte die sofortige Freilassung aller IS-Geiseln. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer abscheulichen, menschenverachtenden Tat und erklärte, Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Japans. Die IS-Miliz hatte bereits drei US-Bürger und zwei britische Geiseln vor laufender Kamera enthauptet und die Filme im Internet verbreitet.

Kritik an der Haltung der Regierung Abes kam allerdings von der größten japanischen Oppositionspartei. Zwar dürfe Japan nicht den Anschein erwecken, den Terroristen nachzugeben, sagte der Generalsekretär der Demokratischen Partei, Yukio Edano. Allerdings dürfe Japan auch nicht provozieren und eine Botschaft senden, die falsch interpretiert werden und der anderen Seite als Entschuldigung dienen könne.

Bei der ersten japanischen Geisel handelt es sich um den 42-jährigen Haruna Yukawa, der im August von den Extremisten gefangen genommen worden war. Er war nach eigenen Angaben nach Syrien gereist, um eine Sicherheitsfirma zu eröffnen. Der 47-jährige Reporter Goto, ein erfahrener Kriegsberichterstatter, war Freunden zufolge Ende Oktober nach Syrien gereist, um Yukawas Freilassung zu erreichen.

Jordanischer Pilot nicht erwähnt

Die Islamisten haben auch einen jordanischen Kampfpiloten in ihrer Gewalt. Er wurde im Dezember gefangengenommen, nachdem sein Jet bei einem Einsatz der US-geführten Allianz, die in Syrien und im Irak Luftangriffe gegen die Miliz fliegt, abstürzte. Er wurde in dem Video am Samstag nicht erwähnt. Die jordanische Regierung erklärte, sie sei weiterhin bereit - wie von den Islamisten gefordert - im Gegenzug für den Piloten eine inhaftierte Extremistin freizulassen. Die Irakerin wurde in Zusammenhang mit einem Selbstmordanschlag in Amman zum Tode verurteilt, bei dem 2005 60 Menschen ums Leben kamen.

Die IS-Miliz hat große Teile des Iraks und Syriens unter ihre Kontrolle gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen. Die Miliz hat viele Andersgläubige aber auch Muslime umgebracht, die ihre fundamentalistische Auslegung des Islams nicht teilen. (Reuters, derStandard.at, 1.2.2015)