Unverkennbar Cagiva, unverkennbar Achtziger: Die Mito 125.

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Der größte Eintopf in Serie hing bei der Suzuki DR 800 SR zwischen den Gabeln.

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Yamaha hat mit der XT 660 Z Ténéré noch immer einen großen Einzylinder im Programm.

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Mag den Schotter: BMW G 650 GS Sertão.

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Eintopf ja, Einheitsbrei nein: Die Royal Enfield Continental GT 535.

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Nimmt sich nicht so ernst, ist ergo sehr, sehr lustig: Skyteam Cobra 125.

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Einzylinder-Motoren sind günstiger herzustellen, einfacher im Aufbau, kompakter und im Grunde leichter als Mehrzylinder-Motoren. Damit hat man auch die meisten Gründe beinander, warum früher mehr Einzylinder-Motoren in Motorräder gebaut wurden, als das heute der Fall ist. Ducati, die heute für ihre Zweizylinder-Motoren in L-Form bekannt sind, bauten früher Einzylinder.

Horex, die Marke, die heute mit fetten Sechszylinder-Motorrädern wiederbelebt werden soll, baut ihren Ruhm auf der Regina auf. Die legendäre Einzylinder-Maschine mit 250 bis 400 Kubikzentimeter schrieb zwischen 1950 und 1958 Motorradgeschichte. Sportgeschichte schrieb die Cagiva Mito 125 mit ihrem bis zu 30 PS starken Zweitakt-Einzylinder. 1989 kam diese Maschine auf den Markt, die Massimo Tamburini zeichnete.

Der Rest bleibt Roller

Kleine Kubaturen wie 50er- und 125er-Motoren werden bis heute als Einzylinder gebaut. Aber mit dem Aussterben der Mopeds und damit der 50-Kubik-Zweitakter, regelrechte Dreckschleudern, geht auch die große Zeit der Einzylinder ihrem Ende zu. Allein als 125er-Viertaktmotoren findet man Einzylinder-Motoren heute noch bei fast jedem Motorrad-Hersteller – und natürlich, ja, im Rollerbereich kommen vorwiegend Einzylinder zum Einsatz.

Der größte in Serie gebaute Einzylinder-Motorrad-Motor war der 779 Kubikzentimeter große Motor der Suzuki DR 800 SR. Mit der Doppelzündung holte Suzuki 50 PS aus dem Eintopf, der als besonders robust galt. Suzuki hatte auch einen 650er-Einzylinder im Einsatz, der etwa in der LS 650 Savage verbaut wurde, falls jemand eine Einzylinder-Cruiser sucht und nicht so auf Marauder steht. Aber die DR 800 SR steht beispielgebend für ein ganzes Marktsegment an Einzylinder-Motoren: Enduros. Neben den DR-Modellen von Suzuki war das etwa die Honda Dominator, die KLR von Kawasaki oder die Yamaha XT.

Konzeptuelle Nachteile

Yamaha hat mit der XT 660 Z Ténéré noch immer einen großen Einzylinder auf Stopplern im Sortiment – und damit auch gleich eines der am meisten unterschätzten Motorräder dieser Zeit. Klar, sie leidet unter den Nachteilen des Konzepts des Einzylinders. Wie etwa einem hohen Gewicht des Motors. Große Ausgleichsmassen, die den unrunden Lauf des Motors glätten sollen, drücken auf die Waage. Gleichzeitig hat der Motor der Ténéré einen schönen Schub von unter heraus, fühlt sich kernig an und macht mit seinen nicht einmal 50 PS richtig Spaß. Abstecher ins Gelände: mit der XT 660 Z jederzeit gerne.

Das ist auch die Stärke der BMW G 650 GS Sertão. Bei Topspeed auf der Autobahn beginnt man dieses Motorrad zu verfluchen, aber auf den ausgesetzten Schotterwegen, irgendwo in Kroatien zwischen Meer und Schafherde, mit dem halben Hausrat am Packlträger, muss man sich zsammreißen, den Bock nicht zwischendurch abzubusseln.

Sea-Doo und Ski-Doo

Rotax griff BMW bei der Konstruktion des 650er-Motors unter die Arme und baute ihn zu Beginn auch im Werk in Österreich. Heute baut Rotax als BRP-Tochter Motoren für die Mutter-Konzern-Produkte Sea-Doo und Ski-Doo, Can-Am, aber auch für Go-Karts. Und wir reden da von Rennkarts und nicht von Rasenmähern. Obwohl, wenn wir gerade beim Thema sind: Rasenmäher werden ebenfalls vorwiegend von Einzylinder-Motoren angetrieben. Aber das nur so nebenbei.

Kommen wir zurück zu den geilen Singles, kehren wir weiter mit stolzgeschwellter Brust vor der eigenen Tür und werfen wir einen Blick auf die KTM 690 SMC R. Ein richtiges Spaßgerät mit einem 67 PS starken Viertakt-Einzylinder. Und damit setzt KTM auch die Benchmark, was den Bau von Einzylinder-Motoren betrifft. Dafür knöpfen uns die Mattighofener auch gleich einmal rund 10.000 Euro ab.

Royales zum Promenieren

Deutlich günstiger und sogar noch exotischer ist da die Royal Enfield Continental GT 535. Ab 7.350 Euro darf man den feschen Single mitnehmen. Dafür bekommt man dann aber halt auch nur 30 PS. Aber egal, diese Maschine ist eh mehr zum Promenieren als zum Hetzen gedacht.

Der schärfste Einzylinder-Bock derzeit ist aber wohl die Cobra von SkyTeam. 1999 startet das Unternehmen als Tochter des Chinesischen Motorrad-Herstellers Jiangsu Sacin Motorcycle mit dem Bau von – nona – Replikas wie der Honda Monkey. Bis heute haben die Chinesen eine recht ansprechende Palette von kniehohen 125ern im Portfolio, eine skurriler als die andere. Besonderer Augenschmaus ist die Cobra. Sie teilt aber wohl die Schwächen mit ihren Geschwistern, und ihre Fertigung entspricht nicht ganz dem, was man sich hierzulande vorstellt.

In aller Affenliebe

Monkeyking-Chef Philipp Weihs, Generalimporteur der Marke in Österreich, hat also einiges zu tun, um die Motorräder von der Kiste bis zum Kunden noch einmal zu überarbeiten. Dann machen die kleinen Einzylinder aber eine Hetz, dass die Hälfte reicht. Bis zu 80 km/h schnell ist die Cobra mit dem rund 10 PS starken 125er-Motor. Sie hat fünf Gänge, ist 89 Kilogramm schwer und hat eine Sitzhöhe von 700 Millimeter.

Bei einem Verbrauch von unter drei Liter kommt man mit dem 8,5 Liter fassenden Tank mehr als weit genug. Große Touren macht man mit der Cobra eh nicht. Das breite Grinsen gibt es übrigens schon ab 1600 Euro. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 9.2.2015)