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Trübe Aussichten: Die OECD warnt vor einer langen Phase der Stagnation in der Eurozone.

Foto: apa/bockwoldt

Istanbul - Der Weltwirtschaft droht nach Einschätzung der Industriestaaten-Organisation OECD eine anhaltende Stagnation. Nur mit ehrgeizigen Strukturreformen ließen sich die Konjunktur ankurbeln und die wachsende soziale Ungleichheit in vielen Ländern bekämpfen, machte OECD-Generalsekretär Angel Gurria am Montag kurz vor einem G20-Finanzministertreffen in Istanbul deutlich. "Es besteht die Gefahr, dass wir in eine langandauernde Phase geringen Wachstums geraten", warnte er.

Reformmüdigkeit gebe es hauptsächlich in den Industrieländern und hier vor allem in Japan und der Euro-Zone. Davon ausgenommen seien die Krisen-Länder Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, die unter dem Druck ihrer Schuldenprobleme massive Veränderungen vorgenommen hätten. Auch in den meisten Schwellenländern - darunter China und Mexiko - habe das Reformtempo zugelegt.

Ehrgeizige Reformagenda

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verwies auf die schwindenden Spielräume in Geld- und Fiskalpolitik in den 20 größten Industrie- und Schwellenländern (G20). Strukturreformen und Investitionen seien daher entscheidend, um für nachhaltigeres Wachstum zu sorgen. Im Vordergrund sollten insbesondere Schritte zur Steigerung der Arbeitsproduktivität stehen. "Eine ehrgeizige Reformagenda kann dabei helfen, neue Jobs zu schaffen sowie die Produktivität und Nachfrage zu steigern", sagte Gurria.

Er warnte vor einem Teufelskreis aus permanenter Konjunkturschwäche und zunehmenden sozialen Verwerfungen. Einer OECD-Studie zufolge stieg das durchschnittliche jährliche verfügbare Einkommen von ganz armen Haushalten zwischen 1995 und 2011 nur um 0,05 Prozent. In der oberen Mittelklasse betrug der Zuwachs dagegen 0,92 Prozent und in reichen Haushalten 1,01 Prozent. (APA, 9.2.2015)