Berlin/Venedig - Kaum irgendwo kann sich Kunst besser präsentieren als bei der Biennale in Venedig. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival in der Lagunenstadt gilt als eine der wichtigsten Kunstschauen der Welt. Doch angesichts der zahlreichen Krisen weltweit setzen die Verantwortlichen dieses Jahr besonders darauf, durch Kunst auch Grenzen zu überwinden und Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Der diesjährige Kurator des Deutschen Pavillons, Florian Ebner, gab am Dienstag in Berlin Einblick in die Vorbereitungen. "Das wird ein Pavillon, der eine Resonanz hat, aber nicht in dem Sinne, dass es ein Thema gibt, sondern es gibt verschiedene Motive, Echos, Resonanzen, in denen die Arbeiten miteinander klingen und den Pavillon neu in Szene setzen", sagte er.

Fotofachmann als Kurator

Ebner, Jahrgang 1970, ist Leiter der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang. Dass das Auswärtige Amt, Hauptfinanzier der deutschen Schau, auf Vorschlag von Kunstexperten einen ausgewiesenen Fotofachmann als Kurator wählte, ist ungewöhnlich und verspricht einen neuen Blick.

Ebner hat drei deutsche Konzept- und Medienkünstler und ein Künstlerpaar aus Kairo zu der Präsentation eingeladen, die von Mai bis November 2015 läuft. Der beste Landesbeitrag wird mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

Der 1938 erbaute Deutsche Pavillon in den Giardini von Venedig gilt mit seiner Nazi-Architektur als nicht einfach zu bespielen. "Ausgehend von ihrer unterschiedlichen Reflexion der Begriffe Arbeit, Migration und Revolte verwandeln die vier künstlerischen Positionen das Gebäude in eine Fabrik", sagt Ebner, "in eine imaginäre, verschwundene, virtuelle Fabrik, in eine Fabrik der politischen Erzählungen und der Analyse unserer Bildkultur."

"Schattenökonomie unter gleißender Sonne"

Der 1962 in Halle in der DDR geborene Konzeptkünstler Olaf Nicolai etwa will vor allem das Dach nutzen. Sieben Monate lang sollen seine Protagonisten dort einer rätselhaften Tätigkeit nachgehen, einer "Schattenökonomie unter gleißender Sonne". Der Zuschauer unten weiß nicht so genau, was passiert. "Es geht um das Verhältnis von Sichtbarem und Unsichtbarem, von Dokumentation und Imagination", sagt Nicolai, der schon zwei Mal an der Biennale beteiligt war.

Auch das Künstlerpaar Jasmina Metwaly und Philip Rizk aus Kairo setzt sich mit dem Thema Arbeit auseinander. In einem experimentellen Kammerspiel entwickelten die beiden mit ägyptischen Arbeitern eine Installation, die von den Herrschaftsverhältnissen in einer privatisierten und abgewickelten Fabrik erzählt.

Der Berliner Fotograf und Filmemacher Tobias Zielony, der für seine Arbeit mit jugendlichen Randgruppen bekannt ist, widmet sein dokumentarisches Fotoessay dem Schicksal afrikanischer Flüchtlinge. Und die Münchner Künstlerin Hito Steyerl experimentiert in ihrer Videoinstallation "Factory of the Sun" damit, reale Figuren in ein neues "digitales Licht" zu übersetzen. Das sei mit sehr viel Scheitern verbunden, gibt sie zu. "Ich habe derzeit den tiefsten Punkt der Verzweiflung erreicht."

Der österreichische Pavillon bei der Biennale wird vom Künstler Heimo Zobernig bespielt. (APA, 10.02.2015)