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Der ägyptische Präsident al-Sisi gab schon Sonntagabend bekannt, dass nach der Hinrichtung von Ägyptern in Libyen die IS-Miliz mit Vergeltungsschlägen zu rechnen habe.

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Präsident Abdelfattah al-Sisi (Mitte) trifft sich mit seinem Kabinett und dem Militär, um den Einsatz gegen die IS zu besprechen.

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Quelle: APA

Kairo/Paris - Nach der Enthauptung ägyptischer Christen durch die Miliz Islamischer Staat (IS) in Libyen haben beide Staaten am Montag Vergeltung geübt. In koordinierten Luftangriffen seien am frühen Morgen Lager, Ausbildungsstätten und Waffendepots der Islamisten im Grenzgebiet zerstört worden, teilten ihre Militärs mit. Der libysche Luftwaffenkommandeur Saker al-Dschoruschi sprach im Fernsehen von bis zu 50 getöteten Islamisten. Die IS-Miliz hatte am Sonntag ein Video veröffentlicht, das die Ermordung von 21 Christen zeigen soll. Frankreich und Ägypten forderten eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in Libyen, wo der IS zunehmend aktiv wird.

"Die Zahl der Toten liegt mit Sicherheit nicht unter 40 bis 50", erklärte Al-Dschoruschi zu den Angriffen. Es seien Ziele in der ostlibyschen Stadt Derna getroffen worden. "Heute und morgen werden in Abstimmung mit Ägypten weitere Luftangriffe geflogen", sagte er dem Sender Al-Arabija. Einwohner von Derna bestätigten Angriffe am Morgen. Im ägyptischen Staatsfernsehen hieß es, die Bombardierungen seien erfolgreich gewesen. Dazu wurden Aufnahmen eines Kampfflugzeugs gezeigt, das in der Dunkelheit abhob.

Bisher wurden Angriffe immer dementiert

Es war das erste Mal, dass Ägypten sich zu Angriffen auf Islamisten-Stellungen im Nachbarland bekannt hat. Bislang hat die Regierung in Kairo entsprechende Medienberichte zurückgewiesen. Allerdings hatte Präsident Abdelfattah al-Sisi nach der Veröffentlichung des Enthauptungsvideos Vergeltung angekündigt. Ägypten kämpft auf der Sinai-Halbinsel gegen Islamisten, die sich mit dem IS verbündet haben. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen haben diese inzwischen auch Verbindung zu Kämpfern im Osten Libyens aufgenommen. Ein Machtkampf zwischen ehemaligen Rebellengruppen in Libyen ermöglicht es Islamisten, dort immer stärker Fuß zu fassen.

Ehemalige Rebellen gegen Gadaffi bei IS-Miliz

Ende Oktober leistete die im ostlibyschen Derna kämpfende Miliz "Schura-Rat der Jugend des Islams" dem IS einen Treueschwur. Heute unterteilt sich die Truppe nach eigener Darstellung in einen ost- und einen westlibyschen "Staat". Sie rekrutiert sich aus ehemaligen Rebellen, die 2011 gegen den Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi gekämpft hatten. Seit Wochen machen die Jihadisten mit präzise koordinierten Anschlägen über Derna hinaus auf sich aufmerksam - und nun mit dem Video von der Ermordung der 21 ägyptischen Kopten.

Der IS hat in Syrien und im Irak große Gebiete unter seine Kontrolle gebracht und ein Kalifat ausgerufen. Eine von den USA geführte Allianz greift dort ihre Stellungen aus der Luft an. Al-Sisi wiederholte am Montag seine Forderung, auch die Islamisten in Libyen müssten ins Visier genommen werden.

Der ägyptische Präsident sprach sich zudem gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Francois Hollande für eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage in Libyen aus. Die beiden Männer hätten in einem Telefonat die Notwendigkeit neuer Maßnahmen der Staatengemeinschaft zum Kampf gegen den IS betont, hieß es in einer Erklärung des Präsidialamts in Paris. (Reuters, 15.2.2015)