Vor 20 Jahren wurden die gesetzlichen Grundlagen zur Errichtung von Fachhochschulen in Österreich geschaffen. Seither haben sich 21 FHs nicht nur als sehr erfolgreiche Bildungseinrichtungen etabliert. Vielmehr: Sie sind heute unbestritten ein wesentlicher Träger der angewandten Forschung und Entwicklung in Österreich. Wesentlich dabei ist, dass eine externe Qualitätssicherung an den FHs dafür sorgt, dass die FHs den Universitäten in puncto Wissenschaftlichkeit um nichts nachstehen.

Seit geraumer Zeit versuchen wir der Öffentlichkeit verständlich zu machen, dass es ein spezifisches extern qualitätsgesichertes Doktoratsprogramm für Fachhochschulen braucht. Wozu? In erster Linie, um die Karrieremöglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Fachhochschulen - unabhängig davon, ob es sich um FH- oder Universitätsabsolventen handelt, die wissenschaftlich an Fragestellungen angewandter Forschung und Entwicklung (F&E) arbeiten, mittels Doktorat zu unterstützen. Das ist ein natürliches Anliegen von Hochschulen ihren Mitarbeitern gegenüber. Bis heute ist diese Praxis an FHs nicht möglich. Einzige Möglichkeit, Forschungsmitarbeiter einer FH zum Doktorat zu bringen, besteht über den Weg des Doktoratsstudiums an einer Universität.

Was aber passiert, wenn aus Überlastungsgründen keine Betreuung zu finden ist oder das Forschungsthema an der Universität auf kein Interesse stößt bzw. es keine entsprechenden Experten an der Universität gibt? Dann passiert eben nichts! Der potenzielle Dissertant findet keine Betreuung, da die FH keinen universitären Kooperationspartner findet, der die Promotion ermöglichen könnte. Das ist exakt die Beschreibung der heutigen Realität! Da das Recht auf Promotionsdurchführung bis dato an der Universität verortet ist, hat die FH keinen Anspruch auf Kooperation, Unterstützung etc. in der Durchführung ihrer Vorhaben.

Zur Forschung verpflichtet

Fachhochschulen und Universitäten sind qua Gesetz verpflichtet zu forschen. Beide Institutionen haben da auch ihren Platz gefunden. Die FH in den Gebieten der angewandten F&E, die Unis in der Grundlagenforschung. Die Forschung an FHs kann im Gegensatz zu Unis jedoch nicht in einem Doktorat münden, auch wenn noch so sehr alle notwendigen qualitativen wissenschaftlichen Bedingungen dafür erfüllt sind. Ohne Universität als Partner geht da nichts! Also was tun? Wenn es freiwillig nicht geht, dann könnte man die Universität zur Kooperation verpflichten. Ein solches verpflichtendes Miteinander löst das Problem der FH nicht. Um in ihren eigenen angewandten F&E-Problemstellungen weiterzukommen und dabei ihr Profil zu schärfen, benötigen FHs ein eigenständiges, extern qualitätsgesichertes Doktoratsprogramm.

Wie auf der Homepage der TU Wien zu entnehmen ist, leben Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung von den Dissertationen. Verpflichtung bedeutet immer Zwang und Einschränkung seiner eigenen Autonomie, und daher wundert es umso mehr, dass es derzeit für Unis undenkbar ist, dass FHs ein Doktoratsprogramm anbieten können, wofür sie keine Universität benötigen würden. Als Reaktion der Universitäten auf die wohlbegründete Forderung nach Ermöglichung von Doktoratsprogrammen an FHs, kommt regelmäßig und apodiktisch ein Njet.

Doch bis heute habe ich von den Universitäten kein rationales Argument vernommen, warum ein Doktoratsprogramm an FHs nicht funktionieren soll. Was ich jedoch durch alle Gespräche hindurch vermittelt bekomme, ist: Was nicht sein soll, nicht sein kann! Dass durch eine solche Haltung speziell die F&E-Mitarbeiter eines ganzen Hochschulsektors gehindert werden, eine wissenschaftliche Karriere zu machen, ist grotesk! Die Frage bleibt: Wovor fürchten sich die Universitäten? (Kurt Koleznik, DER STANDARD, 19.2.2015)