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Richten mit ihren Branchen Schaden an, werden gerade deswegen aber gut bezahlt: CEOs aus den Branchen Tabak, Alkohol und Glücksspiel.

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Wer in der Alkohol-, Glücksspiel- oder Tabakindustrie tätig ist, hat meist viel Erklärungsbedarf. Der Ruf der Branchen ist kein guter - als Entschädigung für die gesellschaftliche Stigmatisierung erhalten die Chefs allerdings saftige Entschädigungen: im Schnitt verdienen sie 331.000 Dollar mehr als andere Chefs, besagt eine neue Studie der Londoner Cass Business School und der Prager Karls-Universität.

Über 20 Jahre wurden die Gehälter von etwa 100 Geschäftsführern von Sünden-Unternehmen untersucht - von 1992 bis 2012 lag die durchschnittliche Bezahlung der Geschäftsführer aller Branchen bei 1,935 Millionen US-Dollar.

Gut bezahlter Schaden

Vor allem wegen der "persönlichen und beruflichen Negativbelastung" würden die Geschäftsführer in Branchen, die gegen soziale Normen verstoßen, höhere Gehälter, als jene anderer Industriezweige beziehen, sagt Studienautor Pawel Bilinski von der Cass Business School. Die Löhne der "Sünden-CEOs" würden also proportional zum Schaden wachsen, den die vertriebenen Produkte den Verbrauchern zuführen.

Die höchsten Prämien gibt es in der wohl am meisten stigmatisierten Branche - der Tabakindustrie: Geschäftsführer erhalten hier mit 479.647 Dollar die höchsten Prämien. An zweiter Stelle liegen die Geschäftsführer der Glücksspielindustrie, gefolgt von den CEOs der Alkoholindustrie.

Unbeliebte CEOs

Dr. Jiri Novak von der Prager Karls-Universität merkt an, dass Geschäftsführer aus Sünden-Branchen sich weniger profilieren können: "Sitze in fremden Vorständen gelten in den Führungsetagen als Statussymbol. Geschäftsführer der Sünden-Branchen scheinen jedoch weniger gefragt zu sein, da die Firmen vermeiden wollen, mit ihnen in Verbindung gesetzt zu werden. Wenn sie einen externen Sitz erlangen konnten, war das generell in kleineren, weniger renommierten Firmen", heißt es in einer Aussendung.

Weiteres Ergebnis der Studie: Die Bezahlung der Geschäftsführer steigt nach wichtigen negativen Werbekampagnen über die betroffenen Branchen, etwa die Höhe der öffentlichen Gelder für die Prävention gegen das Rauchen oder rechtliche Entscheidungen in der Tabakindustrie.

Debatte um hohe Führungsgehälter

Alle Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass soziale Normen das Entgelt von Führungskräften in Sünden-Firmen beeinflussen. "Unsere Studie leistet einen Beitrag zur Debatte über die umstrittenen hohen Gehälter von Führungskräften in börsennotierten Unternehmen. Laut dem Bericht über die Gehälter der US-amerikanischen Top-Führungskräfte aus 2010, beziehen die CEOs der Nahrungsmittel- und Tabakindustrie, das höchste durchschnittliche Entgelt aller Industriezweige. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieses hohe Entgelt zu einem großen Teil auf der gesellschaftlichen Wahrnehmung beruht und nichts mit schlechter Unternehmensführung in diesen Unternehmen zu tun hat", sagt Bilinski. (red, derStandard.at, 23.2.2015)