Conrad Seidl im Gespräch mit Matthias Thaler, Geschäftsführer Maschinenring Österreich

Foto: Maschinenring

Matthias Thaler sieht nicht aus, als ob er regelmäßig auf dem Traktor unterwegs wäre. Ob- wohl dem Boku-Absolventen aus Brixen die bäuerliche Landwirtschaft von Kindesbeinen an vertraut war, hat er sich nach dem Studium mehr der Landwirtschaftspolitik gewidmet - als Referent im österreichischen und im europäischen Parlament, dann als Kabinettschef des damali- gen Landwirtschaftsministers Wilhelm Molterer und schließlich zweieinhalb Jahre als Bauernbunddirektor.

In der Politik fiel er als brillanter Redner auf - aber mit 34 hatte er genug davon. Seit bald zehn Jahren ist Thaler nun Geschäftsführer des Maschinenrings Österreich, einer Organisation, an die man als Städter nur erinnert wird, wenn man zur Erntezeit die Mähdrescher (die pro Stück an die 400.000 Euro kosten und für einzelne Bauern unerschwinglich wären) von Dorf zu Dorf ziehen sieht.

Thaler lacht, wenn man ihm mit diesem Bild kommt: "Im städtischen Ballungsraum wirst einen Maschinenring nicht brauchen. Aber in Lienz, in Spittal an der Drau oder im Waldviertel schon", und zwar nicht nur für die Feldarbeit.

Zeitarbeit mit Expertise

Denn still und leise hat Thaler den Maschinenring zu einem der größten Dienstleistungsbetriebe Österreichs und zu einem flächendeckend agierenden Anbieter von Zeitarbeit ausgebaut, wobei er betont, dass es auch im agrarischen Bereich um qualifizierte Arbeit in der Betriebshilfe geht: "Wir sind weniger der Ansprechpartner, wenn jemand 30 Spargelstecher braucht. Aber in der Tierhaltung, wo hohe Kenntnis gefordert ist, kommen wir im Krankheits- oder Todesfall schon ins Spiel."

Und was als Betriebshilfe regional gut zu organisieren ist, hat Thaler einfach weiterentwickelt: "Bei der Eiskatastrophe zu Beginn des Winters hatten wir Leute, die auf Knopfdruck dagestanden sind und neue Leitungen gelegt haben. Da können wir zur Not auch Leute aus anderen Regionen mobilisieren, fast wie im Milizsystem des Bundesheers."

Dasselbe gelte für die gewerblichen Dienstleistungen: "Die Schneeräumung auf den Billa-Parkplätzen verhandeln wir zentral. Ein einzelner Bauer würde so einen Auftrag auch nicht bekommen - und auch ein Konzern wie Billa oder die ÖBB, bei der wir in den meisten Stationen den Winterdienst erledigen, will ja nicht mehrere 1000 Verträge abschließen müssen."

Dass lokale Bauern diese Arbeiten übernehmen und sich damit ein gutes Zubrot verdienen, habe noch einen weiteren Vorteil: "Wer im Dorf die Schneeräumung übernimmt oder für den Bauhof der Gemeinde tätig wird, muss dafür auch im Dorfgasthaus geradestehen. Und wenn die anderen tagsüber auspendeln, sind es doch die Bauern, die eben noch da sind, wenn etwas zu erledigen ist", sagt Thaler über die praktische Auswirkung der persönlichen Bekanntschaft.

Umgekehrt hat auch der Maschinenring 100 Büros in den einzelnen Bezirken, "wir sind ja nicht der Großkonzern, der in Wien sitzt. Ich will ja auch nicht der größte Personaldienstleister Österreichs werden." Ihm reiche es schon, der fünftgrößte zu sein, sagt Thaler augenzwinkernd. Von den 320 Millionen Umsatz des Maschinenrings kommen 200 aus dem gewerblichen Bereich - und immerhin 5500 Mitarbeiter, davon drei Viertel mit bäuerlichem Hintergrund, kann er für Gewerbe und Industrie mobilmachen. (DER STANDARD, 28.02./01.03.2015)