Wien - Der vormalige Chef der Raiffeisen Landesbank, Ludwig Scharinger, bemüht sich in seiner Pension um Dialog. Und zwar um jenen zwischen Österreich und Russland, den die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Wladimir Putins Russland nicht gerade befördern. In seiner Eigenschaft als Präsident der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft (ORFG) hat Scharinger mit ORFG-Generalsekretär Florian Stermann bereits am 29. September des Vorjahres "Unternehmen und Organisationen" zusammengetrommelt und an den "sehr geehrten Herrn Präsidenten Putin" geschrieben.

Man stelle eine "gefährliche Misstrauens- und Sanktionsdynamik" fest, in der "die über die Jahrzehnte aufgebaute Vertrauensbasis und zuverlässige Partnerschaft bereits Schaden genommen hat". Damit sich das ändert und "getragen von der Überzeugung, dass der Ausbau der österreichisch-russischen Beziehungen von beiderseitigem Interesse ist", plädiere die ORFG für die Suche nach "belastbaren Wegen einer bilateralen Zusammenarbeit". Es gehe um "Dialog" und "steten Austausch".

Scharinger: "Deshalb stehen wir, die ORFG und die unterzeichnenden Unternehmen und Organisationen, für weitergehende Initiativen ein, die darauf ausgerichtet sind, einen stabilen Rahmen für langfristig positive, österreichisch-russische Beziehungen zu schaffen ..."

Es hat zwar ein wenig gedauert, bis das Werben der Österreicher beim Adressaten ankam, aber es kam an. Davon wurden die "Mitglieder und Freunde der ORFG" am 23. Februar 2015 in Kenntnis gesetzt. "Wir möchten allen Unterstützern herzlich danken und freuen uns mitteilen zu können, dass alle Schreiben in der Woche vom 2. Februar 2015 durch den Präsidenten der Russischen Föderation persönlich entgegengenommen und geprüft wurden", schreibt ein lesbar stolzer Scharinger.

Unterzeichnet hat diesen Brief auch der Vizepräsident der österreichisch-russischen Gesellschaft, der Wirtschaftsprüfer und SPÖ-Abgeordnete Christoph Matznetter. (Renate Graber, DER STANDARD, 28.2.2015)