Bild nicht mehr verfügbar.

Eine legendäre Truppe: Faustino Asprilla, Juan Sebastián Verón, Gianluigi Buffon, Hernán Crespo und Enrico Chiesa feiern in Moskau den UEFA-Cup-Sieg 1999,

Foto: APA/EPA

Bild nicht mehr verfügbar.

Verzweifelte Parma-Fans demonstrieren vor dem mittlerweile gesperrten Stadio Ennio Tardini. Ihr Wut richtet sich vor allem gegen Ex-Präsidenten Tommaso Ghirardi und den aktuellen Giampiero Manenti.

Foto: APA/EPA/Barrachi

Es ist noch gar nicht so lang her, dass Parma den UEFA Cup gewann, den Vorgänger der heutigen Europa League . Wir schrieben den 12. Mai 1999, Parma wurde vom globalen Milchprodukthersteller Parmalat unterstützt, mit Hernan Crespo, Enrico Chiesa und Faustino Asprilla in der Mannschaft schien nichts unmöglich. Im Tor stand ein gewisser Gianluigi Buffon, in der Verteidigung Fabio Cannavaro. Doch dann änderte sich alles von einem Tag auf den anderen.

Im Sommer des Jahres 2004 ging Parmalat in Konkurs. Da begann der bis heute dauernde Kampf um das Überleben eines künstlich aufgepumpten Vereines. Nur ein vom italienischen Industrieminister Antonio Marzano eingebrachtes Gesetz konnte den Verein vor der Liquidation retten. Damals war die Berlusconi-Regierung an der Macht, es gab jede Menge dubiose Finanzspritzen und Rettungen für italienische Fußballmannschaften. Der legendäre AC Parma wurde in FC Parma umbenannt. Die Leistungsträger wanderten ab, statt ihnen wurden Spieler verpflichtet, die sich anderswo nicht durchgesetzt hatten.

Eigenwillige Spielerpolitik

Noch immer wuchsen Defensivtalente aus der Schmiede Parmas heraus, die den Abstieg des Konzernklubs verhindern konnten. Bis 2007 ging das gut, dann kam mit dem 32-jährigen Tommaso Ghirardi ein neuer Präsident, seines Zeichens Sohn eines Metallfabrikanten aus Brescia, der zuvor den Fünftligisten Carpenedolo dirigierte. Im allgemeinen Chaos stieg der FC Parma 2008 ab und kam im folgenden Jahr wieder zurück.

Doch die Spielerpolitik Ghirardi rächte sich: Seit 2007 wurden insgesamt 996 Spieler unter Vertrag genommen, die Meisten davon sofort weitergegeben. Die Schulden wachsen innerhalb von sieben Jahren von 13 MiIllionen auf 197 Millionen Euro.

2013 begann die tragischste Phase der Vereinsgeschichte. Just In diesem Jahr wurde der blaugelbe Klub 100 Jahre alt. Wie der ehemalige Spieler Sandro Melli erzählt, fühlte sich Ghirardi verpflichtet, dieses Großereignis in Saus und Braus zu zelebrieren. Die zahlreichen Spieler des Vereines übernachten in Luxushotels und essen in noblen Restaurants. Natürlich ohne jedwede finanzielle Deckung. Die Finanzprüfer weisen immer wieder auf die Misere hin, immer wieder werden sie ignoriert.

Verweigerte Lizenz für die Europa League

Sportlich sah es nach langer Zeit besser aus, Parma erarbeitete sich nach 17 Spielen ohne Niederlage einen Europa-League-Startplatz. Doch was in Italien durchgeht, wird in Europa nicht geduldet. Der UEFA verweigerte dem Klub eine Lizenz für die Europa League. wegen Steuerschulden von angeblich 300.000 €. Parma legte sofort Berufung ein, vergeblich. Ghirardi war beleidigt. Er warf das Handtuch und verkaufte den FC Parma für einen symbolischen Euro an den albanischen Geschäftsmann Rezart Taci.

Parmas Schicksal war schon hier besiegelt, für die Fans folgte die schwierigste Zeit . Taci war im Dezember 2014 erst zwei Wochen beim Klub als er seinen Vereinsanteil der Italoslowenischen Mapi Group verkaufte. Die stellte Giampiero Manenti als Präsidenten vor. Manenti, der Unternehmer aus Brescia, verspricht vieles, aber nichts ändert sich. Einige Spieler und Angestellte von Parma warten seit elf Monaten auf ihren Lohn. In den Umkleidekabinen gibt es weder warmes Wasser noch Strom, niemand räumt nach den Trainingseinheiten auf. Schlüsselspieler Antonio Cassano ist derartiges nicht gewohnt, er verlässt den Verein.

Parma hat in der laufenden Saison gerade mal drei Spiele gewonnen. Mehr werden es wohl nicht. Aus Protest tritt die Mannschaft seit zwei Runden nicht mehr an. Laut Kapitän Alessandro Lucarelli gibt es kaum Kontakt zwischen Dirigenz und Team. Der Insolvenzantrag läuft seit Mitte Februar. Faustino Asprilla, der ehemalige Liebling der Parma-Fans schrieb, auf Twitter: "Wir wollen nicht, dass Parma verschwindet, wir müssen Lösungen suchen". Es ist fünf vor Zwölf. (Tamas Denes, derStandard.at, 2.3.2015)