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Der bekannte Oppositionspolitiker Boris Nemzow ist vergangenen Freitag erschossen worden.

Foto: EPA/SERGEI ILNITSKY

Moskau/Genf - Nach dem Mord an dem russischen Oppositionellen Boris Nemzow haben die Moskauer Behörden einen Sonderermittler eingesetzt. General Igor Krasnow, ein Experte für die Aufklärung von Verbrechen mit nationalistischem Hintergrund, soll eine zwölfköpfige Sonderkommission in dem Fall leiten. Kritiker fürchten, dass die Tat nie aufgeklärt wird - wie frühere Attentate auf andere Kremlgegner.

Die Personalie Krasnow dürfte Hinweise auf die Stoßrichtung der Ermittlungen geben, meinten Kommentatoren. Demnach könnte der Fall Nemzow möglicherweise als Tat von Nationalisten gesehen werden, die aus Hass auf die prowestliche Opposition gehandelt haben könnten. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Andere Theorien der Ermittler schließen einen Zusammenhang mit der Ukraine-Krise oder eine Tat islamistischer Extremisten nicht aus.

Die Stadt Moskau wies Medienberichte zurück, nach denen zahlreiche Kameras der Videoüberwachung zur Tatzeit abgeschaltet gewesen seien. Alle funktionierten, hieß es. Die Aufnahmen würden ausgewertet. Zuständig dafür seien die Ermittlungsbehörden. Für die Ergreifung des Täters setzten die Behörden eine Belohnung von drei Millionen Rubel (rund 45.000 Euro) aus. Der monatliche Durchschnittslohn in Russland liegt bei 60.000 Rubel.

Mord nicht für politische Ziele ausnutzen

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat davor gewarnt, den Mord an dem Oppositionspolitiker Boris Nemzow für politische Ziele zu benutzen. Solche Versuche seien "verachtenswert", sagte Lawrow am Montag vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf.

"Es geht um ein abscheuliches Verbrechen, das vollständig im Rahmen der Gesetze untersucht wird, um sicherzustellen, dass die Täter vor Gericht kommen", sagte der Minister. Präsident Wladimir Putin persönlich überwache die Ermittlungen. Ohne einzelne Staaten zu nennen, warnte Lawrow auch davor, "die noblen Prinzipien der Menschenrechte für die Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Ziele zu missbrauchen".

Nemzow war am Freitagabend in Sichtweite des Kremls von Unbekannten erschossen worden. Er ist einer der prominentesten Gegner Putins und hat zuletzt auch den Ukraine-Kurs der russischen Führung heftig kritisiert.

Nemzows Lebensgefährtin, die ukrainische Staatsbürgerin Ganna Durizka hat ihn zur Tatzeit begleitet und wird derzeit von Ermittlern in Moskau befragt, berichtet der Guardian.

Das Begräbnis von Nemzow soll am Dienstag stattfinden. (APA/red, derStandard.at, 2.3.2015)