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Noch sind Auto und Werkzeuge eine Männerdomäne. Zgonc - im Bild die Filiale in Leoben - will das ändern.

Foto: Archiv

Wien - Das Geschäft mit Heimwerkern und Häuslbauern ist nichts für zarte Gemüter. Kein Markt in Europa hat eine höhere Dichte an Baumärkten als Österreich. Wer in der Hoffnung auf neue Kunden rasant gen Osten expandierte, holte sich blutige Nasen. Wie ein roter Faden ziehen sich Verluste durch die Branche. Selbst Konzerne sind vor Pleiten nicht mehr gefeit.

Zgonc ist dem Reiz der großen internationalen Expansion nie erlegen. Auch in Österreich ließ sich der Werkzeughändler auf keinen Wettlauf mit Baumarktketten ein. Geschadet hat es nicht: Der Familienbetrieb lässt sich von Marktkrisen nicht kleinkriegen und expandiert stetig vor sich hin.

Sieben Filialen eröffnete Zgonc seit 2012. An insgesamt 23 Standorten setzen 350 Mitarbeiter rund 70 Millionen Euro um. Die Gewinne pendeln jährlich zwischen sieben und zehn Millionen. Jobs abgebaut hat Zgonc bisher noch nie. Jedes Jahr sind zwei weitere Fachmärkte geplant. "Es geht uns gut", sagt Zgonc-Chef Michael Dockal, aber das sei kein Grund, um an die Öffentlichkeit zu gehen. Warum die eigenwilligen Einzelkämpfer - die sich noch nie unter das Dach einer Einkaufsgemeinschaft begaben - dies nach fast 60 Jahren nun doch tun, sind die Frauen. Diese sind nämlich rar bei Zgonc.

Garten als Catwalk

Gut 90 Prozent der Kunden sind Männer. Daher verwandelt Zgonc auf Prospekten Gärten nun in Catwalks, nennt Schlagbohrmaschinen wie Kreissägen rote Accessoires und vergleicht Make-up mit Renovieren. Dass das die Lust der Frauen aufs Heimwerken steigert - derzeit interessieren sich gemäß einer eigens dafür in Auftrag gegebenen Studie lediglich zwölf Prozent für Reparaturarbeiten -, wagt Dockal nicht zu hoffen. Aber ein wenig polarisieren schade nicht.

Zgonc ist seit Jahren in einer Familienstiftung geparkt. Aus Angst, dass der Betrieb einmal verpulvert werde, zumal immer wieder deutsche Interessenten anklopften, erzählte Peter Zgonc vor langer Zeit dem STANDARD. Er wolle, dass seine Leute ruhig in Pension gehen können. Er selbst war im Alter von 19 nach dem Tod des Vaters in den Fachhandel eingestiegen, er baute den Maschinenverleih und ein Netz an Filialen auf. Seit 2005 ist der Briefmarkensammler in Pension, und langjährige Mitarbeiter führen das operative Geschäft.

Der Weg ins Ausland bringt aus Sicht Dockals mehr Probleme als Vorteile mit sich. Er will auch in Zukunft lieber mit kleinen Shops in österreichische Bezirksstädte expandieren; bis zu 25 neue kann er sich in Summe vorstellen. Beim Online-Handel ist Zgonc auf der Hut. Die aggressive Preispolitik im Internet überlasse man lieber den großen Konzernen. (vk, DER STANDARD, 3.3.2015)