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Suchtgefahr: Xuhao Zhangs und David Gemeinböcks in der Pfanne karamellisierter French Toast mit Vanille-Crème-fraîche und Apfel.

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Xuhao Zhang und David Gemeinböck haben ein Lokal in Wien-Margareten aufgemacht, das – obwohl man sich auf Anhieb wohlfühlt – ein bissl nackert ausschaut. Pressglas-Stall-Lampen, eine mit türkisen Bodenfliesen verkleidete, offene Küche, eine lange Bank und ein paar Sixties-Sessel, die eher nach Caritas als nach Vintagerie aussehen: Das war's auch schon.

Dafür sind die inneren Werte umso reichhaltiger vorhanden. Die Kompetenz der Betreiber zum Beispiel, die trotz junger Jahre beneidenswert gut und vielfältig ausgebildet sind: Zhang hat seine Patisserielehre unter niemand Geringerem als dem Pariser Großmeister Pierre Reboul absolviert, als dieser noch im Orlando di Castello für eine Kuchenkultur sorgen durfte, wie die Stadt sie seit den Jahren des Wiener Kongresses nicht erlebt hat. Gemeinböck war zur selben Zeit in der Orlando-Küche zugange – neben einer Kochlehre hat er aber auch noch eine fertige Fleischhauerlehre. Ja bistudeppert, anderswo hätten solche Leute längst eine Schaufleischerei samt verglastem Dry-Age-Reiferaum und Restaurant von irgendeinem flüssigen Mäzen hingestellt bekommen.

French Toast und Elvis

Wir sind aber in Wien, wesshalb die beiden in einer hübsch bescheidenen Bude auf mobilen Induktionsplatten French Toast der Extraklasse braten und, weil's gar so schön exzentrisch ist, einen "Elvis" gleich dazu. Das tägliche Frühstück des King hatte bekanntlich aus mit Erdnussbutter bestrichenem Toast, belegt mit gebratener Banane, gebratenem Speck und einem Spiegelei zu bestehen. Richtig krank, mit einem ordentlichen Schuss aus Gemeinböcks Chili-Gewürzöl aber leider geil.

Ist aber noch lange nicht alles, so wurde etwa spontan chinesisches Neujahr gefeiert, mit Sechuan-Nudeln und hausgemachten Teigtaschen. Und: Der Linsensalat mit Radicchio und mariniertem Kürbis ist vielleicht überhaupt die beste Veggie-Vorspeise, die man in der Stadt zurzeit vorgesetzt bekommt. Nämlich ganz im Ernst. (Severin Corti, DER STANDARD, 21.2.2015)