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Die Internationale Tourismusbörse in Berlin macht wieder Lust auf Urlaub. Partnerland ist heuer die Mongolei.

Foto: EPA/Jensen

Manchmal kommt es anders, als man denkt. Als vor mittlerweile fast 15 Jahren mit bescheidensten Mitteln versucht wurde, Österreich in China als Tourismusland bekanntzumachen, konnte und wollte sich niemand vorstellen, dass Russland und die Ukraine dereinst auf einen Konflikt in jetzt bekannter Dimension zusteuern würde - und der Schockwellen bis in die oberste Etage vornehmlich hochpreisiger Hotels in Wien und ausgewählten Ferienregionen Westösterreichs senden würde.

Jetzt betrachtet man es als Glück im Unglück, dass nach langen und teils frustrierenden Bemühungen der China-Tourismus abzuheben beginnt. Freilich sind es nicht Gäste aus China oder Südkorea, die den Ausfall russischer und ukrainischer Gäste allein kompensieren. Zu dem vergleichsweise guten Ergebnis im bisherigen Verlauf der Wintersaison haben insbesondere die Italiener, die wieder reisefreudiger geworden sind, und die Schweizer beigetragen, die durch die Franken-Stärke zu einem unerwarteten Kaufkraftgewinn gekommen sind. Aber China und generell der asiatische Markt werden immer wichtiger für Österreichs Tourismus.

"Es ist ganz klar, die Zuwächse im Tourismus kommen in Zukunft aus Asien," sagte die Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW), Petra Stolba, am Mittwoch auf der weltgrößten Tourismusmesse, der ITB in Berlin. Bis 2020 sei beinahe eine Verdoppelung des Anteils asiatischer Gäste von derzeit vier auf etwa sieben Prozent möglich. Das hätten Marktanalysen ergeben.

Angebote schnüren

Allerdings müsse es gelingen, Angebote zu schnüren, die speziell auf die Bedürfnisse asiatischer Gäste eingehen, meint Stolba. Dim Sum statt Borschtsch und Pelmeni, sozusagen.

Chinesische Gäste würden zwar gern österreichische Nationalgerichte gustieren, wollten dann aber doch ihre heimatliche Küche haben, sagte der Chef von Wien Tourismus, Norbert Kettner, dem STANDARD. Wien ist die erste Anlaufstelle für Gäste aus dem Fernen Osten, Salzburg und Innsbruck folgen dahinter.

Die zweite Generation asiatischer Köche habe neuen Schwung in die Kulinarik gebracht. Neben Dim Sum, den chinesischen Teigtaschen im Bambuskörbchen, oder Bibimbap, dem von Koreanern geliebten Reis mit Gemüse und Ei, gibt es noch jede Menge anderer Speisen, die den Geschmack asiatischer Gäste treffen.

Borschtsch, die in Russland beliebte Suppe auf Basis Roter Rüben, und Pelmeni, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, werden aber weiter auf dem Speiseplan bleiben. Schließlich hofft man, dass sich der Russland-Ukraine-Konflikt entspannt. Österreich biete sich einmal mehr als Vermittler an, Brücken bauen ist einer der Leitgedanken, den sich die ÖW zu eigen gemacht und auf den auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bei seinem ITB-Besuch hinwiesen hat. Er rechnet trotz des Nächtigungsrückgangs russischer Gäste bis Jänner um 26 Prozent (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) bis Ende der Wintersaison mit einem ähnlichen Ergebnis wie im vergangenen Winter mit seinen 64,5 Millionen Nächtigungen.

Zuversicht für den Sommer

Petra Nocker-Schwarzenbacher, oberste Touristikerin der Wirtschaftskammer, ist noch eine Spur optimistischer. "Ein bis zwei Prozent plus könnten sich aufgrund der Schneesituation und der günstig gelegenen Ostern Anfang April ausgehen," sagte sie.

Zuversichtlich blickt die Branche auch in den Sommer, vor allem Richtung Eurovision Song Contest, der im Mai in Wien stattfindet. 40 Länder und erstmals Australien nehmen daran teil. Die Länder decken 90 Prozent der Ankünfte und Nächtigungen ausländischer Gäste in Österreich ab. (Günther Strobl aus Berlin, DER STANDARD, 5.3.2015)