Grafik: Der Standard

Wien – Ein Coca-Cola-Hörsaal und eine OMV-Bibliothek. Die Räume am Campus der Wirtschaftsuni tragen Namen prestigeträchtiger Marken. Der Grund: Sie wurden von diesen Unternehmen finanziert.

Nicht nur die WU bekommt Geld von Mäzenen – die beiden Technischen Universitäten Wien und Graz und die Montanuni Leoben haben ihre Drittmitteleinnahmen in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. An der Uni Wien betrug im Jahr 2013 die Summe der Spenden 77 Millionen Euro. Die Drittmittel der Uni Graz haben sich allein 2013 um fünf Prozent gesteigert – auf 22,5 Millionen Euro.

Minister will Drittmittel fördern

Im Jahr 2013 machten Drittmittel von Unternehmen und Privaten laut Wissenschaftsministerium etwas mehr als fünf Prozent des gesamten Unibudgets aus. Nämlich 177 Millionen Euro bei einem Gesamtbudget von 3,6 Milliarden Euro.

Um finanzielle Beteiligung von außen zu fördern, hat Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner vergangene Woche einen Forschungsaktionsplan vorgestellt. Dieser soll in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden und sieht unter anderem vor, die Finanzierung der Forschung durch Private zu erleichtern. Gemeinnützige Stiftungen sollen ähnlich einfach wie Vereine gegründet werden können und die Spenden steuerlich absetzbar sein.

Schon jetzt werden die Unis vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium belohnt, wenn sie Drittmittel einwerben: So sehen die Leistungsvereinbarungen 2013 bis 2016 Extra-Geld für jene Hochschulen vor, die erfolgreich private Spenden einwerben. Insgesamt stehen derzeit neun Millionen Euro aus dem sogenannten Hochschulraumstrukturmitteltopf zur Verfügung. Vergangenes Jahr wurden 4,5 Millionen anteilsmäßig verteilt, 2015 die andere Hälfte. Bis 2018 investiert das Ministerium 20 Millionen Euro in eine "bessere Verwertung von Forschungsergebnissen".

"Wir wollen den Universitäten einen finanziellen Anreiz geben, sich aktiver um private Spenden zu bemühen", heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Die Geldspritzen sollen die Unterfinanzierung der Unis mildern – was das Vorsitz-Team der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) scharf kritisiert. Geht es nach den Studierendenvertretern, ist die Finanzierung der Unis allein Aufgabe des Staates. Die ÖH befürchtet, dass mit einem Zuwachs privater Gelder die Unabhängigkeit der Wissenschaft verlorengehe. Gemeinsam mit der Universitätenkonferenz fordern sie mehr Transparenz und eine öffentliche Debatte über die Vergabe von Drittmitteln.

Internetplattform für Transparenz

In Deutschland will die Plattform hochschulwatch.de für Transparenz sorgen. Sie wurde vom Freien Zusammenschluss der Studierendenschaften, der Organisation Transparency International und der Tageszeitung taz lanciert. Seit 2013 hat sie über 10.000 Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft gesammelt. Man kann "fragwürdige Fälle" melden, Dokumente hochladen und Geldgeber suchen.

In Österreich existiert derzeit keine Plattform dieser Art. Auch Pläne, eine zu starten, gebe es nicht, sagt Transparency International auf UniSTANDARD-Nachfrage. (Lisa Breit, Selina Thaler, DER STANDARD, 5.3.2015)