Anschlag in Mali: In Bamako wurden fünf Gäste in einem Lokal ermordet

Im Nachtklub "La Terrasse" mitten in der malischen Hauptstadt Bamako war die Stimmung am frühen Samstagmorgen auf dem Höhepunkt, als ein vermummter Mann mit Sturmgewehr und Handgranaten hereinstürmte. Er tötete fünf Gäste - drei Malier, einen Belgier und einen Franzosen - und verletzte mehrere weitere, ehe er mit einem Komplizen im Auto entkam.

Die Bar ist Treffpunkt von "Expats", vorwiegend frankofonen Ausländern. Das war kein Zufall. In einem Bekennerschreiben erklärte die Terrorgruppe Al-Mourabitoune, sie wolle sich "am ungläubigen Westen rächen", der sie "beleidigt" und ihren Bruder Ahmed Tilemsi umgebracht habe. Letzterer war im Dezember im Kampf mit französischen Kampfeinheiten gefallen. Al-Mourabitoune wird vom berüchtigten Al-Kaida-Kämpfer Mokhtar Belmokhtar angeführt, der 2013 das algerische Erdgasfeld Inamenas angegriffen hatte.

Frankreich überfordert

Mit dem Anschlag will die Gruppe die Region destabilisieren und ihren Einfluss nicht zuletzt gegenüber internen Rivalen ausweiten: Bamako war noch nie Ziel eines solchen Attentats. Belmokhtar sucht zweifellos auch einen Keil zwischen die - gemäßigt muslimischen - Malier und die fremden Truppen im Land zu treiben. Nach dem Ende der französischen Truppenoperation Serval im Herbst 2014 sichern noch 3000 Soldaten und Fremdenlegionäre insgesamt fünf Länder der Sahelzone - neben Mali auch Niger und Tschad, in geringerem Maß Mauretanien und Burkina Faso. Zudem sind die Franzosen nach einem religiösen Bürgerkrieg auch in der Zentralafrikanischen Republik engagiert.

Aber auch die afrikaerprobten Franzosen können ein Gebiet von der Größe Europas allein mit 3000 Mann nicht sichern. In Paris ersucht Präsident François Hollande seine europäischen Partner seit langem um Mithilfe im ehemals französischen Kolonialgebiet. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte nach dem Anschlag in Bamako, nötig sei die Konzentration auf den politischen Prozess in Mali und den Kampf gegen den Terrorismus. "Wir sind bereit, mehr zu tun", erklärte sie, ohne präziser zu werden.

Neue Bedrohung

Französische Afrikaexperten wie Antoine Glaser sehen bereits eine neue Gefahr aufziehen - den Schulterschluss der Sahara-Jihadisten und der nigerianischen Boko Haram, die seit kurzem auch in Niger und Tschad aktiv wird. In einer neuen Videobotschaft unterwarf sie sich nun der IS-Miliz im Irak und in Syrien. Zuvor hatte sie 100 Dorfbewohner, darunter 20 Kinder, ermordet, weil sie ihr den Treueeid verweigerten.

Wenn Boko Haram so frei agieren kann, dann auch deshalb, weil ihr keine intakte Armee Paroli bietet. Frankreich hat in seinem eigenen Einflussgebiet mehr als genug zu tun; Briten und Amerikaner aber denken nicht an einen Einsatz im anglofonen Nigeria. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 9.3.2015)