Wien steht, wenn es um umweltfreundliche Mobilität geht, im Bundesländervergleich gut da: Die Bewohner der Hauptstadt bewegen sich in Österreich am vielfältigsten und umweltfreundlichsten fort. Während die Zahl der Autos laut Statistik Austria österreichweit auf einen Rekordwert von 4,67 Millionen gestiegen ist, geht der Pkw-Bestand in Wien zurück. Vier von zehn Haushalten kommen mittlerweile ohne Auto aus, 73 Prozent der Alltagswege werden mit den Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt.

Trend zur Urbanisierung

Doch Wien wird bis 2030 auf mehr als zwei Millionen Einwohner anwachsen. Dieser Trend zur Urbanisierung verändere das Mobilitätsverhalten und stelle die Stadt auch weiterhin vor Herausforderungen, sagte Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) am Donnerstag zum Auftakt des Mobilitätspreises 2015.

Mehr Menschen bedeuten mehr Mobilität, und damit steige der Bedarf an platzsparenden Fortbewegungsarten – also Öffis, Gehen, Radfahren. Der VCÖ plädiert deshalb etwa für den Ausbau des Schnellbahnnetzes und für kreuzungsfreie Schnellradwege, die Umland und Stadt verbinden, um so auch den anwachsenden Pendlerverkehr abzufangen.

"Wenn wir uns in zehn Jahren so bewegen würden wie heute, dann hätten wir bis 2025 um zwölf Prozent mehr Autoverkehr", sagte Angelika Winkler von der MA 18 (Stadtplanung). Schon im Stadtentwicklungsplan "Step 2025" wurde hingegen festgelegt, den Autoverkehrsanteil auf 20 Prozent senken zu wollen.

Elektrotransporte und Lastenräder

Neben dem Bevölkerungswachstum nannte Gratzer den Trend zum Online-Shopping als Herausforderung, denn der sorge für mehr Paketzustellungen. Die Problematik werde durch die Möglichkeit kostenloser Retoursendungen und durch lange Abholwege, wenn bei der Lieferung niemand zu Hause ist, noch verschärft.

Obwohl Lkws werktags nur rund sieben Prozent der Fahrzeuge auf Wiens Straßen ausmachen, sind sie für rund 45 Prozent der Feinstaubemissionen durch Kraftfahrzeuge verantwortlich. Die Liefermenge nahm laut VCÖ zwischen 2005 und 2010 um 40 Prozent auf 13,77 Milliarden Tonnen zu. Seither ist sie allerdings wieder leicht rückläufig, 2013 sank sie auf 11,39 Millionen Tonnen.

Neben den Umstieg auf Elektrofahrzeuge könnten gut erreichbare zentrale Paketstationen und damit weniger Lieferfahrten CO2-Werte senken und die Klimafreundlichkeit erhöhen. Gratzer verwies außerdem auf eine Studie, die den Güterverkehr in 300 europäischen Metropolen analysierte und zu dem Schluss kam, dass jede zweite innerstädtische Transportfahrt mit einem Lastenfahrrad durchgeführt werden könnte.

Mehr alte Menschen auf den Straßen

Auch der demografische Wandel wird sich auf die Mobilität auswirken. 2025 werden rund 170.000 Wiener älter als 75 Jahre sein. Mehr Menschen würden also künftig mit einem Rollator unterwegs sein, das müsse in der Stadtplanung beispielsweise durch breitere Gehsteige und abgeflachte Randsteinkanten berücksichtigt werden. Grünphasen bei Ampeln müssten an das Gehtempo von Senioren angepasst werden.

Extreme Wetterereignisse drohen

Der Klimawandel wiederum könnte für mehr Fahrbahnschäden durch Stürme und Niederschläge und einen höheren Kühlungsbedarf an Hitzetagen sorgen. Mehr schattige Plätze, Grünflächen und begrünte Fassaden seien deshalb nötig. (cmi, derStandard.at, 12.3.2015)