Die Küstenstadt Miyako im Nordosten Japans war jahrzehntelang berühmt für ihren Lachs und für die saftigen Austern, die im seichten Meerwasser eingesammelt werden konnten. Touristen besuchten die Region, um zu fischen, in der Bucht Kajak zu fahren, oder einfach nur die Landschaft zu genießen.

Dann kam der 11. März 2011. Ein Erdbeben nahe der Küste, mit der Stärke 9.0, erzeugte riesige Wellen, die weit in die Buchten, ihre Ausläufer und aufs Ufer prallten. Das Wasser fand seinen Weg bis in die Stadt, flutete das Rathaus, den Bahnhof und einen Großteil des zentral gelegenen Geschäftsviertels, manchmal über mehrere Stockwerke. Zwei der erschütterndsten Aufnahmen des Tsunamis – eine schwarze Welle, die Autos über die Ufermauer trägt und ein Fischerboot, das unter einer Brücke zerdrückt wird – entstanden in Miyako.

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Die schwarze Welle an der Ufermauer von Miyako
Foto: REUTERS

Mehr als 600 Menschen starben, rund 6.000 Gebäude wurden zerstört. Vier Jahre später, erholt sich die Stadt allmählich. Viele der Spuren, die der Tsunami hinterlassen hat, sind verschwunden. Ufermauern, aus denen riesige Betonstücke herausgebrochen waren, wurden repariert und zerstörte Gebäude wurden neu aufgebaut. Die ersten Touristen kommen zurück, die Austern treiben wieder entlang der Bucht, wo Kajakfahrer auf Segelboote treffen. Fischerboote verlassen die vielen kleinen pittoresken Häfen, und wo Netze die Strände bedecken, fliegen Lenkdrachen durch die Luft.

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Dieses Foto zeigt wie weit die Welle vorgedrungen ist
Foto: REUTERS/STAFF

Doch zwischen den Geschäften mit frischen Nudeln, den Karaokebars und neuen Restaurants, gibt es noch immer leere Landstriche, die für das dicht bevölkerte Japan unüblich sind. Unkraut wuchert auf gefliesten Böden und niedrigen Betonwänden, wo früher einmal Häuser standen.

In der Gegend rund um Taro, wo eine 38 Meter hohe Welle weit ins Landesinnere vordrang, besuchen einige Touristen das Taro Kanko Hotel, dessen zwei untere Stockwerke nur noch aus Tragebalken bestehen. Der Manager des Hotels, der in die oberen Stockwerke flüchtete und die Welle auf Video festhielt, zeigt ihnen die Stelle, an der er stand und filmte.

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Der Bezirk Taro vor, kurz nach und fast ein Jahr nach dem Tsunami
Foto: dapd

Zwischen Taro und dem Zentrum Miyakos liegt Jodogahama, ein Strand, der für seine fotogenen Felsformationen bekannt ist. Ein kleines Haus am Strand bietet dort wieder Nudelgerichte und andere schnell zubereitete Speisen an, an manchen Tagen auch frische Muscheln, die in ihrer Schale gegrillt werden. Auf der Höhe des zweiten Stockwerks erinnert eine aufgemalte Linie an die Tsunamiwelle.

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Die Felsformationen von Jodogahama

Der Miyako Gyosai Ichiba, ein Fischmarkt in einer Lagerhalle, wird auch von Touristen wieder häufiger wegen seiner vielen Köstlichkeiten aus dem Meer besucht - vor allem Lachs, Seeigel und Muscheln sind im Angebot, je nach Saison gibt es auch lebende Krabben.

Im Süden von Miyako liegt der Ort Yamada, den die Welle ebenfalls stark beschädigt hat. Eines der vielen kleinen Geschäfte und Restaurants, die dort in letzter Zeit wie Schwammerl aus dem Boden schießen, ist das Yamada Kakigoya - die Austernhütte. Eine neue Freizeitbeschäftigung hat sich etabliert: Die Besucher sitzen an niedrigen Tischen mit kleinen Grills, um innerhalb von 40 Minuten so viele gedämpfte Austern wie möglich zu verschlingen. (jw, Reuters, derStandard.at, 19.03.2015)