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Lettische Flaggen beim Marsch

Foto: REUTERS/Ints Kalnins

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Menschen legten Blumen in Riga nieder

Foto: AP Photo/Roman Kosarov, F64 Photo Agency

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Die Gegendemonstration war schwach besucht: nur etwa 40 Teilnehmer "säuberten" das Freiheitsdenkmal

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Riga - In Lettland haben Veteranen einer Einheit der deutschen Waffen-SS und ihre Anhänger unter massivem Polizeischutz ihre jährliche Parade veranstaltet. Rund 1500 Menschen zogen nach Polizeiangaben am Montag durch die Hauptstadt Riga. Der Aufmarsch wird von der jüdischen Gemeinde sowie von Russland und der russischsprachigen Minderheit in Lettland scharf kritisiert.

An der Parade nahmen die letzten Überlebenden der 140.000 Letten teil, die im Zweiten Weltkrieg in der Waffen-SS gegen die Rote Armee gekämpft hatten. Festnahmen gab es nach Polizeiangaben nicht. Innenminister Rihards Kozlovskis sagte, mehrere Radikale", die "nicht nur aus Russland, sondern auch aus benachbarten EU-Staaten" angereist seien, seien von dem Aufmarsch ferngehalten worden.

40 bei Gegendemo

Gegendemonstranten hatten sich mit der Polizei darauf geeinigt, erst nach dem Ende der Parade gegen den Faschismus zu demonstrieren. Etwa 40 Menschen kamen nach dem Marsch zusammen, um das Freiheitsdenkmal mit Besen zu "desinfizieren". Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum zur Verfolgung von Nazis, die Parade sei "eine große Lüge" und eine "Verzerrung der Geschichte".

In der Vergangenheit hatte es bei dem Gedenkmarsch immer wieder auch gewaltsame Zwischenfälle zwischen lettischen "Patrioten" und radikalen, zumeist pro-russischen Gegendemonstranten gegeben. Dieses Jahr genehmigte die Stadtverwaltung von Riga von vornherein sämtliche Kundgebungen beider Seiten.

Feiertag

Der "Tag der Legion" (16. März) ist in Lettland inoffizieller Feiertag. Seit der Unabhängigkeit Lettlands im Jahr 1991 gedenken Veteranen der Lettischen Legion jedes Jahr am 16. März einer Schlacht gegen die Rote Armee im Jahr 1944, bei der die Legion vergeblich versuchte, den Vormarsch der Sowjettruppen aufzuhalten. Die russische Minderheit und die jüdische Gemeinde kritisieren die Gedenkfeier, da die Lettische Legion Teil der deutschen Waffen-SS war.

Die Veteranen hingegen betonen, dass der im Jahr 1943 gegründete Truppenverband ihre Heimat gegen die neuerliche Besetzung durch die Russen verteidigte. Die Sowjetunion hatte Lettland im Jahr 1939 im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts besetzt, mit dem Osteuropa zwischen Berlin und Moskau aufgeteilt wurde. Etwa 15.000 Letten wurden nach Sibirien deportiert.

Als deutsche Truppen im Zuge des Einmarschs in die Sowjetunion im Jahr 1941 auch Lettland eroberten, wurde die Wehrmacht von Teilen der Bevölkerung als Befreier gefeiert. Die deutschen Besatzer ermordeten jedoch 70.000 der 85.000 Juden des Landes. Im Oktober 1944 eroberte die Rote Armee Riga zurück. Derzeit sind Lettland und die Nachbarn Estland und Litauen wegen Russlands Vorgehens in der Ukraine höchst beunruhigt. (APA, 16.3.2015)