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Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran, ist aber nicht gratis. Im Bild der Windpark Untersiebenbrunn.

Foto: apa/Helmut Fohringer

Wien - Die Bereitschaft der Österreicher und Österreicherinnen, ihren Strom- oder Gasversorger selbst bei Aussicht auf einige hundert Euro Ersparnis pro Jahr zu wechseln, hielt sich bisher in Grenzen. Das hat sich im Vorjahr nicht zuletzt durch die vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) vorangetriebene Aktion "Energiekosten-Stop" geändert. Mit 268.000 Haushalten und Unternehmen haben so viele Kunden wie nie gewechselt.

Die Geschäftsführer der E-Control, Walter Boltz und Martin Graf, sprachen bei der Präsentation des Jahresberichts am Montag davon, dass die Angst vieler vor einer dunklen und kalten Wohnung bei einem Wechsel dahin sei. Auch die Erfahrung, dass ein Wechsel unkompliziert vonstattengehe, habe die Dynamik verstärkt.

Einfachheit des Wechselns

Das zeigt auch eine Umfrage im Auftrag der E-Control. 83 Prozent von 1000 Befragten, die bereits gewechselt haben, sagten, dass sie mit der Einfachheit des Wechsels zufrieden bis sehr zufrieden gewesen seien. Mehr als die Hälfte hat den Strom- und Gaslieferanten online gewechselt. Und noch ein interessantes Detail: Am häufigsten gewechselt haben laut Umfrage Männer, Personen mittleren Alters mit einem höheren Bildungsgrad sowie Personen, die in einem Mehrpersonenhaushalt leben.

Mit einer jährlichen Wechselrate bei Strom von 3,5 Prozent - in absoluten Zahlen sind das gut 206.000 Anschlüsse - und 4,6 Prozent oder 61.600 Anschlüssen bei Gas liegt Österreich noch immer hinter vergleichbaren Ländern zurück. In Schweden etwa liegt die jährliche Wechselrate bei 30, in Tschechien bei sieben Prozent.

Noch immer könne sich ein Haushalt beim Wechsel vom angestammten Versorger zum günstigsten Strom- und Gaslieferanten bis zu 520 Euro im Jahr ersparen, sagt die E-Control. Freilich gebe es ein West-Ost-Gefälle. In Westösterreich seien die Tarife vergleichsweise niedrig, am höchsten seien sie in Ober- und Niederösterreich sowie in Wien. Das seien auch die Bundesländer, wo sich die Kunden bei einem Wechsel am meisten ersparten.

Beim Branchenverband Energie Österreich zweifelt man das an. "Das Sparpotenzial ist eine falsche Beispielrechnung, die nicht die Realität widerspiegelt", sagte ein Sprecher dem STANDARD.

Ökostromkosten steigen

Die E-Control begrüßt die Fortsetzung der VKI-Aktion im heurigen Jahr und rechnet mit einer weiteren Marktbelebung. Trotz diverser Preissenkungen bei Strom und Gas in den letzten Monaten und Jahren sei noch Spielraum für Reduktionen im Ausmaß von zehn bis 15 Prozent. Während der Preis der Energie gesunken ist, wurden die "Liberalisierungsgewinne" zum Teil durch politische Entscheidungen kompensiert. Allein für Ökostrom sind heuer 83 Euro pro Haushalt zu zahlen, um 18 Euro mehr als im Vorjahr.

Während die Großhandelspreise bei Strom mit 35 Euro die Megawattstunde (MWh) den Boden gefunden haben dürften, sollte sich Gas wegen des bestehenden Überangebots auch im Großhandel weiter verbilligen. (stro, DER STANDARD, 17.3.2015)