Bild nicht mehr verfügbar.

In Indien gibt es tausende Lachvereine, deren Mitglieder am ersten Sonntag im Mai, dem Weltlachtag, besonders viel zu lachen haben. Neben gesundheitsfördernden Wirkungen dürfte uns das angeborene Ausdrucksverhalten in persönlichen Dingen mitteilsamer machen.

Foto: APA/EPA/SANJEEV GUPTA

Oxford/Wien - Menschen tun es ebenso wie Ratten und viele andere Säugetiere. Nur Bären versagen: Ihnen fehlen die dafür nötigen Gesichtsmuskeln. Die Rede ist vom Lachen, mit dem sich übrigens ein eigener Wissenschaftszweig befasst: die Gelotologie.

Die hat unter anderem herausgefunden, dass wir in Gesellschaft mit anderen Menschen ungefähr 30-mal so oft lachen wie allein, was darauf hindeutet, dass dieses angeborene Ausdrucksverhalten vor allem in der Gemeinschaft mit anderen seine Wirkung entfaltet.

Doch wie genau wirkt Lachen im Beisammensein mit anderen Menschen? Gelotologen gehen davon aus, dass es hilft, Beziehungen aufzubauen. Über die genauen Bindungsmechanismen indes gab es bisher nur Vermutungen.

Sich anderen öffnen...

Etwas mehr Klarheit in die Sache brachten Experimente, die ein britisches Forschertrio durchgeführt hat. Der Neurowissenschafter Alam Gray (University College London) und die Psychologen Brian Parkinson und Robin Dunbar (Universität Oxford) vermuteten, dass Lachen womöglich dazu beitragen könnte, mehr Persönliches über uns preiszugeben.

Um ihre Hypothese zu testen, suchten sich Gray und seine Kollegen 112 studentische Probanden der Universität Oxford und teilten sie in Vierergruppen auf. Die Gruppen, deren Mitglieder sich nicht kannten, sahen sich je ein zehnminütiges Video an, ohne miteinander zu reden.

Die vier Gruppen bekamen in diesen zehn Minuten ganz unterschiedliche Filme zu sehen, die sich deutlich nach Heiterkeitseffekt und dem Entstehen positiver Emotionen unterschieden: In einem Video war ein Sketch des Stand-up-Comedians Michael McIntyre zu sehen, in einem anderen ein Golfkurs, ein drittes zeigte einen Naturfilm aus der BBC-Serie Planet Earth.

...mitunter unbewusst

Während die Videos liefen, wurde gemessen, wie viel die Probanden lachten - und danach, in welchem emotionalen Zustand sie sich befanden. Dann musste jedes Gruppenmitglied einem anderen Teilnehmer eine Botschaft schreiben, um einander besser kennenzulernen. Dabei bestätigte sich, was Gray und seine Kollegen vermutet hatten: Die Teilnehmer, die viel miteinander gelacht hatten, teilten deutlich mehr private Informationen als die Gruppen, die den weniger lustigen Golfkurs oder den Naturfilm gesehen hatten.

"Unsere Ergebnisse legen tatsächlich nahe, dass Lachen Verhaltensweisen fördert, die die Entwicklung von Beziehungen vorantreiben", resümiert Gray. Gemeinsam mit seinen Kollegen behauptet er im Fachblatt "Human Nature" zudem, dass dieses Sich-Öffnen nicht nur mit der positiven Erfahrung zu tun hat, sondern mit den physiologischen Vorgängen bei einem herzlichen Lachen - konkret: der Freisetzung des Glückshormons Endorphin.

Besonders aufschlussreich war schließlich noch eine weitere Beobachtung: Die Teilnehmer, die nach dem Lachen private Infos von sich preisgaben, waren sich im Gegensatz zu den Zuhörer oftmals gar nicht bewusst, was sie da alles über sich verraten hatten. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 17.3.2015)