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Der Abgang von Gerhard Roiss bringt Bewegung in die OMV.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien - Vor der am Mittwoch anberaumten Aufsichtsratssitzung der OMV sind die Weichen für die Nachfolge von Gerhard Roiss an der Spitze des Mineralölkonzerns dem Vernehmen nach gestellt. Es dürfte auf eine deutsche Lösung mit möglicherweise russischer Beteiligung hinauslaufen. Und das kommt so.

Korn Ferry, der Haus-Headhunter der OMV, wurde vom Aufsichtsgremium im Herbst kurz nach dem Beschluss zur vorzeitigen Auflösung des Roiss-Vertrages per Ende Juni 2015 mit der Nachfolgesuche betraut. Nach etlichen Drehungen und Wendungen hat sich nun eine Person herauskristallisiert, die mehrheitsfähig zu sein scheint.

Bei dieser Person soll es sich um einen deutschen Manager handeln, der aus der Branche kommt und über beste Kontakte nach Russland verfügt, erfuhr der STANDARD aus gut informierten Kreisen. Mit den Eigentümervertretern und der österreichischen Politik sei das Vorgehen abgesprochen - ein nicht unwesentlicher Punkt. Zuletzt schien es nämlich alles andere als ausgemacht, dass die selbst in Auflösung begriffene Beteiligungsholding ÖIAG und dessen Chef, OMV-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler, noch die Roiss-Nachfolge fixiert.

Wie berichtet wird die Österreichische Bundes- und Beteiligungsholding (ÖBIB) künftig die Interessen der Republik in den teilstaatlichen Unternehmen vertreten, die ÖIAG wird aufgelöst. Damit gewinnt die Republik, die 31,5 Prozent an der OMV hält, wieder mehr Einfluss auf Österreichs wichtigstes Unternehmen. Durch die auf die Zeit der schwarz-blauen Koalition zurückgehenden Selbsterneuerung des ÖIAG-Aufsichtsrats war dies nur bedingt der Fall.

Mit der Bestellung des neuen OMV-Chefs könnte aber ein noch weit größerer Deal angestoßen werden. Seit Monaten wird spekuliert, die russische Gasprom könne bei der OMV einsteigen und Ipic, den strategischen Investor aus Abu Dhabi, als Syndikatspartner der Republik ablösen. Die Scheichs waren zuletzt unzufrieden mit der Performance der OMV und - sie wollen den OMV-Anteil an Borealis (36 Prozent) und Alleinbesitzer an dem hoch profitablen Kunststoffkonzern werden.

Roiss hat dieses Begehren stets abgelehnt und sich damit wenig Freunde in Abu Dhabi gemacht. Nun könnte Ipic der Verkauf ihres 24,9-Prozent-Anteils an der OMV mit dem Borealis-Zuckerl versüßt werden. Die ÖIAG hat zwar ein Vorkaufsrecht für die Ipic-Aktien, aber kein Geld.

Für Gasprom ist die OMV der älteste Partner in Europa. Das geht zurück auf den ersten Gasliefervertrag, den Moskau 1968 mit einem westlichen Land abschloss. Gasprom verfügt über Ressourcen, über die Ipic nicht verfügt. (Günther Strobl, DER STANDARD, 17.3.2015)