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"Hasan ist super integriert und ein erfolgreicher Unternehmer", sagt der Vorarlberger FPÖ-Chef Dieter Egger.

Foto: APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Lustenau - Zwischen der Bundes-FPÖ und den Vorarlberger Freiheitlichen schlagen derzeit die Wellen hoch. Grund des Unmuts der Vorarlberger ist die Kritik von Bundesparteichef Heinz-Christian Strache am Lustenauer FPÖ-Kandidaten Hasan Sükün, den er indirekt für die Wahlschlappe in Lustenau verantwortlich macht. Auf Facebook schrieb Strache von "einer krassen und inhaltlichen Fehlbesetzung".

Noch vor kurzem hatte Strache die Lustenauer Ortspartei und den Gemeindewahl-Kandidaten Sükün als Beispiele angeführt, dass es in der FPÖ auch Platz für muslimische Mitglieder und Kandidaten gebe. Damals hatte er allerdings noch nicht gewusst, dass der Stickereiunternehmer Mitglied des türkischen Kulturvereins ATIB ist, der auch dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan positiv gegenübersteht. Strache erklärte nun auf seiner Facebook-Seite: "Es ist keinesfalls zu akzeptieren, wenn ein Kandidat offenkundig ein Mitglied der ATIB ist, eines vom türkischen Staat massiv geförderten und gelenkten Vereines, der den politischen Islamismus auch in Österreich vorantreibt."

Egger: "Hasan ist super integriert"

Die Vorarlberger FPÖ sah das anders. Deren Chef Dieter Egger, der bei der Gemeindewahl in Hohenems ein fulminantes Ergebnis von 42,3 Prozent erzielte, stellte sich voll hinter die Entscheidung der Ortspartei. "Hasan ist super integriert und ein erfolgreicher Unternehmer", sagte er zu "Vorarlberg Online". "Wenn alle so gut integriert wären, hätten wir viele Diskussionen nicht." In Richtung Strache erklärte er, dass man bei der FPÖ in Vorarlberg entscheide, "was für uns politisch richtig und wichtig ist. Wir brauchen keine Zurufe aus Wien."

Ähnlich argumentierten die Vertreter der FPÖ Lustenau. Ortsparteichef Martin Fitz betonte gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten", für die FPÖ in Lustenau zähle der Mensch und nicht eine Religions- und Vereinszugehörigkeit. Er kenne Sükün bereits sehr lange und schätze ihn. Ihn zum "Sündenbock" der Wahlniederlage zu stempeln sei unfair.

Initiative gegen Egger

Gegen eine Wahl von FPÖ-Chef Dieter Egger zum neuen Bürgermeister in Hohenems hat am Mittwoch die eigens dafür gegründete "Plattform gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus Vorarlberg" aufgerufen. Hinter der zivilgesellschaftlichen Initiative stehen unter anderen Politiker und Wissenschafter wie der Schriftsteller Michael Köhlmeier oder der Grünen-Nationalrat Harald Walser.

Es sei unmöglich, dass Egger je "Bürgermeister für alle" werde, wie er das verspreche, betonte ein Sprecher der Plattform, Michael Fischer, am Donnerstag. "Dieter Egger ist ein Wolf im Schafspelz, der in der Vergangenheit durch antisemitische Aussagen und hetzerische Wahlkampfkampagnen aufgefallen ist", sagte Fischer und spielte damit unter anderem auf Eggers Juden-Sager vor der Landtagswahl 2009 an.

Stichwahl Ende März

Gegen Antisemitismus zu sein, sei "keine Frage von links oder rechts, sondern von richtig oder falsch". Fischer rief die Hohenemser deshalb auf, bei der Bürgermeister-Stichwahl am 29. März den ÖVP-Kandidaten und bisherigen Hohenemser Bürgermeister Richard Amann zu wählen.

Außer der Plattform haben sich bereits am Abend des Wahlsonntags die beiden Hohenems-Politiker Bernhard Amann (Emsige und Grüne) sowie Gerhard Unterkofler (SPÖ) dafür ausgesprochen, in der Stichwahl Richard Amann zu wählen. Egger als Bürgermeister müsse "verhindert" werden.

"Nazikeule"

Egger selbst nimmt diese Aufrufe gelassen. "Das wird die Menschen nicht bewegen", sagt er. Immer wenn die Argumente gegen ihn fehlten, "wird die Nazikeule ausgepackt". Diese Unterstellungen entbehrten aber jeglicher Grundlage. "Die Bürger in Hohenems kennen mich sehr gut und wissen das", sagte der FPÖ-Landesparteichef. (APA, 18.3.2015)