Brüssel – Die Ukraine und ihr Gaslieferant Russland haben in Brüssel über Bedingungen für eine längerfristige Gasversorgung verhandelt. Ziel des Treffens am Freitag in Brüssel war es, einen Fahrplan für weitere Gespräche auszuloten. Die nächste Runde ist am 13. und 14. April in Berlin geplant, wie der ukrainische Energieminister Wladimir Demtschischin am Abend mitteilte. Die geltenden Liefervereinbarungen laufen Ende des Monats aus. Die Ukraine hat hohe Schulden bei Russland wegen unbezahlter Gasrechnungen.

Die Zeit drängt: Zwar braucht die Ukraine im Sommer weniger Gas, sie muss die warmen Monate aber nutzen, um ihre Speicher für den nächsten Winter zu füllen. "Jetzt stehen Frühling und Sommer vor der Tür, aber wenn es ums Gas geht, bewegen wir uns schon auf den nächsten Winter zu", erklärte ein EU-Mitarbeiter im Vorfeld.

Eine konkrete Entscheidung war für das Treffen am Freitag nicht vorgesehen. Der russische Energieminister Alexander Novak bezeichnete die Verhandlungen als "konstruktiv". Moskau denke nun über einen Preisnachlass für die Gasversorgung der Ukraine im zweiten Quartal nach, sowie über eine Klausel zur Abnahme- oder Zahlungsverpflichtung (take-or-pay clause), sagte Novak nach den Gesprächen.

EU vermittelt

Der für Energie zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, vermittelte zwischen beiden Seiten. Neben dem russischen Energieminister Alexander Nowak und seinem ukrainischen Kollegen Wladimir Demtschischin nahm auch der Chef des ukrainischen Gasversorgers Naftogaz Andrej Kobolew teil, wie die EU-Kommission bestätigte. Vertreter des russischen Energiekonzerns Gazprom waren im Gegensatz zu früheren Gesprächsrunden nicht vertreten.

Russland und die Ukraine hatten sich im Oktober nach Monaten zäher Verhandlungen ein "Winterpaket" verständigt, das die Versorgung während der kalten Monate sichern sollte. Doch diese Vereinbarungen laufen bald aus.

Bis Juni soll nun eine Folgevereinbarung gefunden werden, hieß es aus der EU-Kommission. Diese solle möglichst bis etwa Ende 2016 gelten. Für diesen Zeitpunkt erwartet die Brüsseler Behörde die Entscheidung einer internationalen Schiedsstelle in Stockholm, die Moskau und Kiew im Gasstreit angerufen haben. Der Streit dreht sich um Preise und Lieferbedingungen. Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Gas auf dem Weg nach Europa. (APA/Reuters, 20.3.2015)