Auf ihrer Facebook-Seite lockt die BSA mit dem schnellen Geld für Pirateriemeldungen.

Screenshot: red

Im Jahr 2013 soll weltweit nicht-lizenzierte Software im Wert von 62,7 Milliarden US-Dollar eingesetzt worden sein. Das geht aus einer Studie der Organisation BSA hervor, die im Auftrag von Herstellern wie Adobe, Microsoft und Apple gegen Piraterie vorgeht. Unter anderem wird darauf gesetzt, dass Privatpersonen Unternehmen melden, die illegale Software-Kopien einsetzen. Dafür wird mitunter eine Belohnung versprochen. Eine Methode, die auf Kritik stößt.

Piraterie melden

"Eines von fünf Programmen ist in den USA nicht lizenziert. Sei Teil der Lösung", heißt es auf der dazugehörigen Webseite. Sofern aufgrund einer solchen Meldung Ermittlungen eingeleitet werden und es tatsächlich ein Urteil gegen ein Mitgliedsunternehmen der BSA oder einen Vergleich gibt, wird die Belohnung ausgeschüttet.

Die Höhe richtet sich laut BSA-Website nach dem Umfang des Copyright-Verstoßes. Muss ein Unternehmen zwischen 15.000 und 100.000 US-Dollar bezahlen verspricht die Organisation bis zu 5.000 Dollar. In einer Tabelle wird nahe gelegt, dass Nutzer bis zu einer Million Dollar erhalten können, gesetzt den Fall ein Unternehmen muss 15.000.000 Dollar bezahlen. In Österreich kann man der BSA zwar Hinweise schicken, das Angebot eine Belohnung dafür zu erhalten gilt hierzulande jedoch nicht. In Deutschland werden maximal 10.000 Euro bezahlt.

Aggressive Methoden

Den Nutzern wird gegenüber den Firmen, die sie melden, absolute Anonymität versprochen. So will man auch Mitarbeiter dazu bringen ihre eigenen Arbeitgeber anzuprangern. Auf das Facebook-Seite "No Piracy" wird mit der Belohnung besonders aggressiv geworben. Einige deutsche Medien berichteten im vergangenen Herbst kritisch davon. Bislang hat sich an der Vorgehensweise nichts geändert, wie TorrentFreak betont.

Ein Posting von Anfang März lockt nun etwa damit, dass Personen ihre Kreditschulden abstottern könnten. Vor Weihnachten wurde unter anderem gepostet, dass man sich die Geldbörse etwa für den Urlaub aufbessern könnte. Dabei wird auf Facebook suggeriert, dass es sich um einen Weg handelt, besonders schnell an Geld zu kommen.

Moralische und andere Beweggründe

Auf Nachfrage des WebStandards sagt Georg Herrnleben, Senior Director Compliance & External Affairs, EMEA der BSA, dass man in Deutschland für 2015 mehrere Hundert Hinweise erwarte. "Es muss im gesellschaftlichen Interesse liegen, Softwarepiraterie zu unterbinden: Zum einen aus moralischen Gründen, zum anderen wegen des tatsächlich enorm hohen wirtschaftlichen Schadens, der dadurch entsteht", so Herrnleben.

Zum Vorwurf gegen eine Belohnung zur Denunzierung aufzurufen sagt er: "Der Wunsch nach der Berichtigung und Verbesserung der Situation ist sicherlich der ehrenwerteste. Wir sind allerdings der Meinung, dass auch andere Beweggründe ihre Berechtigung haben, weil sie die Zahl der Hinweisgeber erhöhen und damit den Druck auf die Verantwortlichen verstärken, Geschäfte und Prozesse korrekt und rechtsgetreu zu führen." Jede Maßnahme, die öffentlich auf die Möglichkeit zu Hinweisen als letztes Mittel gegen illegales Verhalten in der Chefetage hinweise, sei der Sache zuträglich. (Birgit Riegler, 23.3.2015)