Mindestens 750 verschiedene Bakterienarten leben in unserer Mundhöhle. Die grundsätzlich harmlosen Besiedler können bei schlechter Hygiene, Rauchen, Stress oder anderen Faktoren gefährlich für uns werden. Sie sind dann nicht nur für Karies und parodontale Erkrankungen verantwortlich, sondern auch für Folgeschäden bis hin zu Diabetes und Herzinfarkt.

Eine Störung der Mundflora beeinträchtigt die mikrobielle Balance des gesamten Körpers. Martin Grube und Barbara Klug vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz untersuchen gemeinsam mit Elisabeth Santigli von der Medizinischen Universität Graz erstmals die Zusammensetzung und die Wechselwirkung der Bakterien im Mundraum.

Weit verbreitetes Phänomen

Die ForscherInnen erwarten sich aus dem vom Land Steiermark geförderten Projekt "Interface Mundraum: Analyse und In-vitro-Simulation oraler Bakteriengemeinschaften auf natürlichen und künstlichen Materialien" unter anderem neue Aufschlüsse über entzündliche Erkrankungen des Mundes. "Es handelt sich um ein volksgesundheitlich hoch relevantes Problem, das ein Drittel aller Menschen weltweit betrifft und für den frühzeitigen Zahnverlust verantwortlich ist", betont Klug.

Um die Bakteriengesellschaften näher zu untersuchen, haben die WissenschafterInnen ein Verfahren entwickelt, bei dem die Mikroorganismen direkt aus dem Mund ins Labor übersiedelt und dort weiterkultiviert werden.

Zahnprodukte verbessern

"So können wir gezielt verschiedene Parameter verändern und die daraus resultierende Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften beobachten", führt Martin Grube aus. Mit diesem innovativen Laborsystem erforscht das Team etwa die Auswirkungen von Zahnpasten und Mundspülungen sowie von Zahnspangen auf die Mundflora. Außerdem erwarten sich die Wissenschafterinnen neue Erkenntnisse sowohl für die Entwicklung verbesserter Materialien und Pasten als auch für Zahnbehandlungen. (red, derStandard.at, 25.3.2015)