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Ein Lächeln wie Hollywood-Star Julia Roberts: Meistens sind Veneers für das blendende Weiß verantwortlich. Sie sind Verschalungen für die Zähne.

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Hollywood hat's erfunden. Die Rede ist von hauchdünnen, lichtdurchlässigen Keramikschalen, auch Veneers oder Verblendschalen genannt, die zur Verschönerung des Lächelns auf der Zahnoberfläche angebracht werden. Wegen ihrer zu kurzen Milchzähne war angeblich der Kinderstar Shirley Temple im Hollywood der 1930er-Jahre die Erste mit Veneers. Was heute mit Spezialkleber fixiert wird, musste früher noch mit Haftcreme angeklebt werden und hielt nur wenige Stunden.

Ausgestattet mit Ersatz-Verblendschalen musste Temples Zahnarzt daher ununterbrochen am Set anwesend sein. Gleich taten es dem Kinderstar seither Promis wie Marilyn Monroe, James Dean, George Clooney, Cristiano Ronaldo, Katy Perry und viele mehr.

Für Jahre verschalt

Längst sind Veneers aber auch in heimischen Mündern angekommen. Für alle, die diesen Begriff noch nie gehört haben: Er kommt aus dem Englischen und bedeutet ursprünglich Furnier oder Verschalung. Genau diese Funktion erfüllen sie auch für unsere Kauwerkzeuge. Die Verblendschalen sind zwischen 0,3 und einen Millimeter dick und kaum vom echten Zahn zu unterscheiden.

Keramik kann stark belastet werden und besitzt eine hohe Biokompatibilität, wird also vom Körper gut angenommen. Zudem widersteht das Material aufgrund seiner glatten Oberfläche jeglichen Verfärbungen etwa durch Kaffee, Rotwein oder Nikotin.

Laut Oliver Reistenhofer, Zahnarzt in Wien, dienen Veneers in 95 Prozent der Fälle rein ästhetischen Zwecken – etwa um dauerhafte Zahnverfärbungen oder leichte Zahnfehlstellungen zu überdecken. Lediglich wenn abgebrochene Ecken korrigiert werden sollen, liege ein medizinischer Grund vor. Beliebt ist die Methode auch bei Menschen, die ihr Diastema, also die Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen, kaschieren wollen. Die Veneers können so angefertigt werden, dass sie die Zähne nach links beziehungsweise rechts optisch vergrößern. Dadurch wirkt die Lücke kleiner oder ganz geschlossen.

Die Prozedur im Detail

Das Einsetzen von Verblendschalen verläuft meist in zwei Schritten. Beim ersten Termin werden die Zähne untersucht und fotografiert. "Gemeinsam mit dem anwesenden Zahntechniker sucht der Patient die gewünschte Zahnfarbe aus", sagt Reistenhofer.

In manchen Fällen müsse der Zahn auch abgeschliffen werden. Bei diesem Vorgang werden etwa 0,3 bis ein Millimeter vom Zahn abgetragen, dann wird ein Abdruck erstellt. Bis zur zweiten Sitzung setzt der Arzt zum Schutz der abgeschliffenen Zähne Probeveneers aus Kunststoff ein. Im Zahntechniklabor wird derweil der Abdruck per Laser eingescannt. Anschließend werden mit Hilfe der CAD/CAM-Technik (Computer Aided Design, Computer Aided Manufacturing) passgenaue Keramikveneers angefertigt und die jeweilige Zahnfarbe per Hand angepasst.

Zurück beim Zahnarzt hat auch der Mediziner nochmals die Gelegenheit, mithilfe verschiedenfarbiger Kleber die Tönung der Veneers zu beeinflussen. Im letzten Schritt werden sowohl Keramikschalen als auch Zähne mit Säuren angeätzt und die Veneers aufgeklebt. Entfernt werden können die Schalen nur durch Abschleifen. Danach muss der Zahnarzt jedoch wieder ein Veneer oder eine Krone am Zahn anbringen.

Veneer versus Zahnkrone

Der größte Unterschied zwischen Zahnkronen und Veneers liegt darin, dass vor dem Einsetzen einer Krone der ganze Zahn rundherum abgeschliffen werden muss. Bei Veneers ist das lediglich in manchen Fällen, und zwar nur auf der Lippenseite des Zahns, notwendig. Auch wenn für eine Überkronung kein Platz ist, sind Veneers die bessere Lösung. "Sie sind dünner als ein Fingernagel, das Anbringen ist eine minimalinvasive Methode", sagt Reistenhofer. Verblendschalen können auch auf Kronen, Brücken und Kunststofffüllungen angebracht werden.

Die Kosten für Verblendschalen sind mit 800 bis 1.000 Euro allerdings beträchtlich – Veneers machen zudem erst ab mindestens vier Zähnen Sinn. "Einzelzahnveneers werden lediglich bei abgebrochenen Ecken eingesetzt. Um ein harmonisches Aussehen zu erreichen, sollten die 'Social Six', also die Zähne der Lachlinie von Eckzahn zu Eckzahn, gleichmäßig behandelt werden."

Haltbarkeit bis zu 15 Jahre

Veneers besitzen je nach Beanspruchung eine Haltbarkeit von fünf bis 15 Jahren. "Wenn man auf einen Stein beißt, wird eine Keramikschale genauso brechen wie ein echter Zahn", sagt Reistenhofer.

Sind Zähne oder Zahnfleisch schadhaft, sollte auf Veneers verzichtet werden. Zähneknirschern und -pressern empfiehlt der Experte eine Aufbissschiene, wenn Keramikschalen eingesetzt wurden. Auch stark verfärbte oder wurzelbehandelte Zähne könnten ein Problem sein. Da Letztere mit der Zeit dunkler werden, müsse das beim Einsetzten von Verblendungen bedacht werden. Laut Reistenhofer könnte eine solche Verfärbung durch die dünne Schale sichtbar werden.

Dass ein Zahn durch eine Veneer-Behandlung abstirbt, hält der Dentalmediziner für nahezu unmöglich. Ratsam ist jedoch eine regelmäßige Kontrolle der Keramikschalen. Sollte sich ein Spalt zwischen Zahn und Veneer bilden, könnten sich darin Bakterien festsetzen, die zu Karies oder Entzündungen führen. Ist vor der Behandlung ein Abschleifen des Zahns notwendig, könnte es beim Patienten außerdem zu einer chronischen Zahnmarkentzündung kommen. (Bernadette, Redl, derStandard.at, 26.3.2015)