Die Gegensätze könnten kaum größer sein: Tag für Tag bringt die Kabinengondelbahn Schattberg-X-Press in der Wintersaison tausende Pistenskifahrer direkt vom Ortszentrum Saalbach über etwa 1000 Höhenmeter auf den knapp mehr als 2.000 Meter Seehöhe gelegenen Ostgipfel des Schattberg. Für viele ist das der Einstieg in das Skigebiet Saalbach-Hinterglemm. Dieses umfasst in Summe etwa 200 Pistenkilometer. Nur zum Vergleich: Das ist ungefähr die Strecke von Wien nach Linz.

Anstieg über den fallweise recht überwechteten Nordgrat.
Foto: Thomas Neuhold

Auf der anderen Seite – nur den einen, sprichwörtlichen Steinwurf entfernt – im den Schattberg südlich begrenzenden Löhnersbachtal ist vom Pistentrubel und von der lärmenden Hüttengaudi nichts zu bemerken. Selbst an starken Tourentagen verirren sich höchstens zwei, drei Dutzend Skitourengeher hierher. Und die verteilen sich dann meist ziemlich gleichmäßig auf Stemmer-, Saalbach-, Hoch- oder Zirmkogel. Jeder einzelne ein lohnender Skiberg, mit einer Gipfelhöhe zwischen rund 2.100 bis rund 2.250 Meter Seehöhe.

Die Kunst der Wahl

Allesamt beginnen sie am Ende der Schneeräumung im Löhnersbachtal, in welches man zwischen Viehofen und Saalbach im Ortsteil Jausern abzweigt, auf rund 1.130 Meter Seehöhe. In dem meist ziemlich kalten Talboden bleiben Schnee und Eis oft lange liegen: Ein Allrad oder Schneeketten können hier fallweise notwendig sein.

Von der Niesrachalm führt feinstes Skigelände hinauf zum Zirmkogel.
Foto: Thomas Neuhold

Sämtliche Tourenziele kommen hier auf sympathische 1.000 bis 1.200 Höhenmeter. Das ist für durchschnittlich Trainierte leicht machbar. Die eigentliche Kunst ist dann die Auswahl des richtigen Tourenziels: Während die Hänge von Stemmer- und Saalbachkogel südostseitig ausgerichtet sind und daher früh im Jahr firnverdächtig sind, verspricht der nach Nordwesten ausgerichtete Zirmkogel oft noch im April feinstes Pulver.

Der 2.215 Meter hohe Zirmkogel hat freilich noch ein zweites "Filetstückerl" zu bieten: Wer rechtzeitig aufbricht, erreicht den Gipfel nach drei Stunden Gehzeit schon gegen zehn Uhr Vormittag. Dann wartet der Südhang hinunter ins Salzachtal, Richtung Niedernsill schon mit Firn auf.

Je nach Kondition geht es dann über die freien Hänge einige hundert Höhenmeter im schmierigen Firn hinunter nach Süden und nach dem Wiederanstieg retour im Pulver ins Löhnersbachtal.

Kriterium "alter Almweg"

Vorher muss man allerdings erst einmal auf den Gipfel kommen. Los geht es vom Ende der Schneeräumung taleinwärts, bis man bei der Almstraße zur Niesrachalm den Bach (Kartenpunkt 1.278 Meter) quert. Nach einer Linkskehre bei der Abzweigung der Straße scharf rechts und weiter gemütlich entlang der Almzufahrt zu den Almwiesen.

Auf der runden Gipfelkuppe des Zirmkogel.
Foto: Thomas Neuhold

Es gibt einen lohnenden Abschneider, aber das ist ein Kriterium für Orientierungsexperten. Dieser führt bald nach dem ersten Serpentinen-"S" der Almstraße direkt durch den Wald nach Süden, quert die Almstraße einmal und mündet in den unteren Wiesen der Niesrachalm.

Wer den alten Almweg verfehlt, braucht sich allerdings auch nicht zu sorgen, die Straße führt exakt zur Alm hinauf. Hinter den Hütten wird es orientierungsmäßig einfacher: Über gut strukturiertes Gelände gelangt man nach Südosten auf den Nordrücken und so zum Gipfel. Die Abfahrt folgt in etwa dem Anstieg. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 28.3.2015)