Wien - ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nimmt die "Krone" zumindest so wichtig wie die Medienpolitiker der Opposition: Er reagierte umgehend auf die "Krone"-Story über die neue Führungsstruktur und Befunde wie "doppelte Chefposten für den ORF" und "Proporz-TV". Wrabetz spricht von "Unterstellungen" und "falschen Interpretationen, die einfach nur entschieden zurückzuweisen sind". Der ORF-Chef führt das auch auf die Kooperation der "Krone" mit Servus TV zurück.

Dass die "Krone" nun Informationen zur möglichen künftigen Struktur des öffentlich-rechtlichen Senders, die Wrabetz bereits Anfang des Monats rund um eine Sitzung des ORF-Stiftungsrats präsentiert hatte, in eine medienpolitische Kampagne verpackt, führt der ORF-Chef auf das Konkurrenzverhältnis zwischen ORF und "Krone" zurück.

Ländermatch

Der ORF brütet derzeit über einem Frühstücksfernsehen aus den Bundesländern. Die "Krone" plant mit dem Privatsender Servus TV ab Mitte April den Start einer Bundesländerinformationssendung mit dem Titel "Servus Krone". Dass das Boulevardblatt das ORF-Vorhaben als "Landeshauptmann-Frühstücksfernsehen" vernadere, nur weil dort die Gemeinden eine starke Rolle spielen sollen, sei absurd, so Wrabetz. "Dass die 'Krone' das in einen negativen Schatten stellt, kann ich nur mit den TV-Regionalisierungsplänen interpretieren."

Die neue Führungsstruktur solle den ORF "moderner machen und noch mehr journalistische Qualität und Vielfalt fördern", beteuert der ORF-General. "Es wird natürlich auch keine Doppelbesetzungen geben und in der neuen Struktur auch keine Ausweitung von Führungsfunktionen, Führungskräften oder Direktoren."

Kopfsache

Nach Wrabetz' Plänen soll es ab 2017 im ORF unter dem Generaldirektor einen Informationsdirektor ("Head of Information") und einen Kreativdirektor ("Head of Creative") geben. Dazu kämen wie bisher ein Kaufmännischer Direktor sowie ein Technischer Direktor.

In der Information soll es unter dem "Head" neben einem Newsroom-Koordinator und den multimedialen Ressorts und Ressortleitern im gemeinsamen Newsroom jeweils auch Channel-Manager und Channel-Chefredakteure für ORF eins, ORF 2, Ö1, Ö3, FM4 und ORF.at geben. Bei Ö3 und ORF III wird diese Struktur und Aufgabenverteilung bereits gelebt. Wrabetz verspricht "klare Entscheidungskompetenzen zur Sicherstellung der journalistischen Vielfalt".

Kein Vieraugenprinzip in ORF-Führung

Jeder Grundlage entbehrten auch die Spekulationen über einer Doppelführung in der ORF-Geschäftsführung. "Dazu bedarf es einer Gesetzesänderung, für die es derzeit keine Anzeichen gibt", sagte Wrabetz. Die zahlreichen politischen Stellungnahmen zum "Krone"-Bericht beurteilte der ORF-General grundsätzlich positiv. "Das zeigt, dass man offensichtlich der Meinung ist, dass wir derzeit einen guten Standard an journalistischer Unabhängigkeit haben, für den ich ja auch seit einigen Jahren stehe. Man kann sich deshalb darauf verlassen, dass das auch so bleiben wird, wenn wir das Unternehmen zukunftssicher aufstellen."