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Machen sich über ihre Gebrechlichkeiten selber am meisten lustig: Cooper (Otto Schenk) und Aylott (Harald Serafin) in "Schon wieder Sonntag" in den Kammerspielen.

Foto: APA / Erich Reismann

Wien - Bald einer wäre heilfroh, müsste er am Geburtstag nicht arbeiten. Nicht so Otto Schenk. Der berühmteste Urlaubsverweigerer des Landes halste sich in seiner 85. Jahresrunde eine Hauptrolle auf und spielt seit Donnerstagabend den alten Witzbold Cooper in der Seniorenheimkomödie Schon wieder Sonntag.

Immerhin: Schenks biografischer Ehrentag fällt eigentlich auf den 12. Juni. Dennoch steht die Produktion in den Kammerspielen des Josefstadt-Theaters jetzt schon ganz im Zeichen des Jubilars. Zwei seiner langjährigen Weggefährten hat Otto Schenk an seiner Seite: Helmuth Lohner als Regisseur und Harald Serafin in der Rolle des Freundes und Heimgenossen Aylott. Und sie alle haben einem knapp dreistündigen Abend (inklusive Pause) mit Bravour Beine gemacht.

In Schon wieder Sonntag triumphiert die Trotzigkeit und Nüchternheit eines alten Schauspielerkörpers; Otto Schenk bringt ihn kontrolliert immer wieder ins Wanken, zieht mit wehendem Morgenmantel seine Kreise zwischen Bett, Ohrensessel und Badezimmer (Inkontinenz!), um sich gelassen und auf seine ganz spezielle Weise fast heimtückisch in den nächsten Witz einzuwiegen. Das Stück des britischen Scriptwriters Bob Larbey (1934-2014), in dem einst schon Harald Juhnke glänzte, geht der Miserabilität der Beschwerden beim Älterwerden an den Kragen. Schwarzer Humor, wo man hinhört. Gebrechlichkeiten und dem nahenden Lebensende generell kommt man mit kühnen Metaphern bei. Mit "Wasserspielen" meint man etwa Inkontinenz; die Übersetzung stammt von Ursula Lyn.

Über die in der Erzählung angelegten Klischees (Cooper, der Frauenheld) sieht man willig hinweg; der Figur der sexy Krankenschwester Wilson (Hilde Dalik mit einem Bezaubernde-Jeannie-Zopf) hätte man aber noch mehr Slapstickmomente vergönnt; so wirkt sie allzu kitschig.

Zwischen öden Verwandtenbesuchen und internen Routinen (Susanna Wiegand als hantige Reinigungskraft) geben sich die zwei Schicksalsgenossen Cooper und Aylott ihren tabulosen Veräppelungstiraden hin. Sie gängeln einander mit üblichen, fragwürdigen Sprechweisen wie "Du hast ja noch so viele schöne Jahre vor dir!". Im zweiten Teil, der leicht durchhängt, gelingen Schenk und Serafin auch ergreifende Momente. Dazu spielen die Rolling Stones Out of Time. Schön. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 28.3.2015)