Es war ein Paukenschlag: Rainer Seele, Vorstandschef bei der deutschen Wintershall, folgt am 1. Juli Gerhard Roiss an der Spitze der OMV nach. Viele andere Namen aus dem Wintershall-Stall sind als mögliche OMV-Chefs gehandelt worden. Seele war nie darunter.

Mit dem deutschen Chemiker an der Spitze des österreichischen Branchenprimus kann es nur besser werden. Streitereien in der Vorstandsetage der OMV, die sich sogar auf die Kantinensitzordnung der Mitarbeiter ausgewirkt haben, waren alles andere als stimulierend. In Zeiten, in denen die Ölpreise in den Keller rasseln und Förderregionen wie Libyen und Jemen, die für die OMV eminent wichtig sind, auseinanderzubrechen drohen, wurde viel kostbare Energie in konzerninternen Machtkämpfen verschwendet.

Mit der Bestellung Seeles hat der Schrecken hoffentlich ein Ende. Wintershall macht als viel kleineres Unternehmen deutlich mehr Gewinn als die OMV. Darüber hinaus könnte Wintershall mit dem wirtschaftlich potenten Mutterkonzern BASF im Rücken der russischen Gasprom den Weg abschneiden, wenn diese bei der OMV andocken möchte. Das für den Fall, dass der Staatsfonds aus Abu Dhabi seine mit der Republik syndizierten Anteile an der OMV bei besserem Kurs auf den Markt wirft. Die Republik hat ein Vorkaufsrecht, aber kein Geld. Man kann davon ausgehen, dass Finanzminister Hans Jörg Schelling das in Betracht gezogen hat, als er sich auf Seele festgelegt hat. (Günther Strobl, DER STANDARD, 30.3.2015)